Das Gift der neuen Welt by Charlotte Jay

Das Gift der neuen Welt by Charlotte Jay

Autor:Charlotte Jay [Jay, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3886198383
Herausgeber: Argument Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 1999-10-25T22:00:00+00:00


Kapitel 12

Washington wich zurück, als wollte er sich gegen etwas schützen, das er in ihrem Gesicht las. Sie hatte noch nie einen so verängstigten Menschen gesehen. Worte strömten wirr von seinen Lippen. Stella, die fast ebenso viel Angst hatte wie er, merkte, dass er nicht wusste, was er sagte oder dass er überhaupt gesprochen hatte. Der Verstand schien aus ihm geflohen zu sein und einen Körper im Delirium zurückgelassen zu haben.

»Zurück in diesen dreckigen Dschungel... niemals... Moskitos und Schlamm und die verdammten Mangroven und diese widerlichen kleinen Monster mit ihren weißen Gesichtern und dem verfaulten Dosenfraß und Yams, Yams, Yams... schleimige Egel hängen dir aus den Schuhen, Blutsauger, glitschige Viecher gleiten dahin wie Eidechsen und Augen, Augen im Laub und kein Geräusch, nur Augen in den Blättern und Fliegende Hunde in den Bäumen. Fliegende Hunde hängen da wie dreckige Lumpen, während wir auf dem Bauch durch den Matsch kriechen, schlafen und stellen sich taub — « Seine Stimme wurde leiser und dabei langsamer und klarer. »Zurückgehen in dieses widerliche kleine Höllenloch — nie im Leben!«

Sein Gesicht war blass und troff vor Schweiß. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Seine Augen fixierten Stella, ohne sie zu sehen, und langsam floss das Bewusstsein in sie zurück wie Wasser in einen ausgetrockneten Teich. Für einen Moment verriet sein Gesicht heftige Gefühlsregungen, dann verschloss es sich und zeigte nur noch Wachsamkeit. Er wedelte lässig mit dem Fächer und setzte sich wieder, seinen gelben Morgenmantel über den Knien zurechtzupfend.

»Entschuldigen Sie.« Er hatte seine Stimme wieder in der Gewalt. »Ich könnte wahrscheinlich nicht wieder dorthin. Ich arbeite, wissen Sie. Ich würde keinen Urlaub bekommen.«

»Und wenn doch...«, sagte Stella.

»Ich bin nicht begeistert von diesen Dschungelexpeditionen. Sie sind so verdammt anstrengend. Und wenn man so lange in den Tropen lebt wie ich, dann hat man keinen Pfadfinderehrgeiz mehr. Außerdem bin ich angeschlagen«, fügte er hinzu und hob erschöpft eine Hand an die Stirn, als fiele ihm seine Krankheit wieder ein wie ein in Vergessenheit geratener Trumpf.

»Wir sollten jetzt besser gehen.« Anthony stand auf. »Sie sehen erschöpft aus.«

Stella erhob sich zögernd. Der Mann war nutzlos, sie würde nichts mehr von ihm erfahren, aber sie fühlte sich ihm seltsam verbunden. Sie spürte zwischen ihnen eine Art enge, leidenschaftliche Beziehung. Es war nicht Liebe, Hass oder Freundschaft, es war etwas anderes, etwas, das sie überstieg. Sie wusste, dass auch Washington das spürte. Das Erkennen, was sie füreinander bedeuteten, hatte gerade eben in seinen Augen aufgeleuchtet.

Auch er wollte nicht, dass sie gingen. »Gehen?« Er fuhr hoch. »Oh, gehen Sie nicht. Nehmen Sie noch einen Drink.« Der Trumpf erwies sich nun als Lusche und er warf ihn ab. »Es geht mir besser. Es war wirklich nett von Ihnen zu kommen. Fieber ist so deprimierend, besonders, wenn es wieder zurückgeht. Man sehnt sich dann nach Gesellschaft. Ich freue mich, wenn Sie noch bleiben, wirklich. Sie müssen mein Zittern einfach ignorieren, das hat nichts zu sagen.«

»Ich fürchte, wir müssen gehen«, entgegnete Anthony, aber als er sich verabschiedete, setzte er hinzu: »Hitolo wird eine Weile bei Ihnen bleiben.



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