Inspector Banks 07 - Die letzte Rechnung by Robinson Peter

Inspector Banks 07 - Die letzte Rechnung by Robinson Peter

Autor:Robinson, Peter [Robinson, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2012-01-09T16:00:00+00:00


* II

Susan Gay hörte Sergeant Hatchley schon rülpsen, bevor sie die Bürotür geöffnet hatte. Sie kam gerade von weiteren unergiebigen Gesprächen mit Rothwells Klienten zurück und fühlte eine dunkle Vorahnung in ihrem Magen aufsteigen wie ein schlecht verdautes Essen. Sie konnte nicht mit Hatchley arbeiten, sie konnte es einfach nicht.

Hatchley saß rauchend an seinem Schreibtisch. In dem engen, stickigen Zimmer stank es nach schalem Bier und eingelegten Zwiebeln. Das Fenster war so weit geöffnet, wie es der verzogene Rahmen möglich machte, aber das half nicht viel. Wenn diese drückende Hitze nicht bald aufhörte, spürte Susan, dann würde sie anfangen zu heulen.

Und er ist wirklich abstoßend, dachte sie. Allein schon seine massige Gestalt. Ein fett gewordener Rugbystürmer. Und dann sein Gesicht: ziegelrote Gesichtsfarbe, weiße Wimpern und Schweinsaugen. Dazu Haare wie Stroh, oben schon etwas dünner werdend, eine mit Sommersprossen übersäte, breite Nase, fleischige Lippen und vom Nikotin verfärbte Zähne. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, trug er einen glänzenden, zerknitterten blauen Anzug und über den engen Hemdkragen wölbte sich der Wulst seines roten Halses.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Susan ein Farbbild an der Pinnwand: lange blonde Haare, nackte Haut. Ohne eine Sekunde nachzudenken, ging sie hinüber und riss das Bild so heftig von der Wand, dass die Stecknadel quer durch den Raum flog.

»Hey!«, rief Hatchley. »Was zum Teufel soll das denn?«

»Was das soll?«, entgegnete Susan und fuchtelte mit dem Bild vor ihm herum. »Bei allem Respekt, Sir, mir ist es egal, ob Sie mein Vorgesetzter sind, aber so etwas dulde ich hier nicht.«

Ein Lächeln huschte über Hatchleys Gesicht. »Beruhigen Sie sich, Mädchen«, sagte er. »Ihnen kommt ja schon Rauch aus den Ohren. Finden Sie nicht, Sie waren ein bisschen voreilig?«

»Nein, finde ich nicht. Das ist abstoßend. Ich sehe nicht ein, warum ich mit solchen Bildern an den Wänden arbeiten muss. Sie finden das vielleicht komisch, ich aber nicht, Sir.«

»Susan. Schauen Sie es sich doch erst einmal an.«

»Nein. Warum sollte ...«

»Susan!«

Langsam drehte Susan das Bild um und schaute es sich an. In ihrer ganzen mütterlichen Unschuld zeigte das Foto Carol Hatchley, deren langes blondes Haar auf ihre Schultern fiel und die ihr nacktes, neugeborenes Baby vor ihre Brust hielt, die aller Sittsamkeit genügend mit einem fleischfarbenen TShirt bedeckt war. Susan wurde rot. Sie hatte nur das Gesicht einer Frau gesehen, Haare und eine Menge Haut. »Ich ... ich dachte ...« Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

»Ich weiß, was Sie gedacht haben«, sagte Hatchley. »Sie dachten, der Kopf meiner Tochter wäre eine Titte. Sie könnten sich entschuldigen.«

Susan fühlte sich so blamiert, dass sie nicht einmal dazu in der Lage war.

»Na gut«, sagte Hatchley und legte seine Füße auf den Schreibtisch, »dann will ich Ihnen mal etwas sagen. Niemand wird mich jemals davon überzeugen können, dass es Unrecht ist, sich ein paar schöne Brüste anzuschauen. Seit undenklichen Zeiten, seit unsere Vorfahren Bilder auf Höhlenwände gekritzelt haben, erfreuen sich Männer daran, die Titten von Frauen anzuschauen. Es sind schöne Gebilde, an ihnen ist überhaupt nichts Schmutziges oder Pornografisches.«

»Aber sie gehen niemanden etwas an«, platzte Susan heraus.



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