Inselkoller inklusive by Mike Schulz

Inselkoller inklusive by Mike Schulz

Autor:Mike Schulz [Schulz, Mike]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General
ISBN: 9783641119539
Google: E_NVAgAAQBAJ
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-02-16T17:00:00+00:00


4

Mann kommt wieder«, sagte Lualhati bestimmt. Dabei wendete sie die Scholle, die sie gerade bearbeitete, und ließ sie mit einem Klatschen wieder auf das weiße Plastikhackbrett fallen.

»Was meinst du denn immer damit?«, fragte Lissy genervt. Sie wollte nichts mehr von dem toten Klaus hören. Auch nicht von Ulrike, und schon gar nicht von Sebastian.

»Der Mann ist tot«, widersprach sie der Köchin. »Der kann nicht wiederkommen.«

»Mann kommt zweimal«, behauptete Lualhati ungerührt, während sie die Schuppen von der Fischhaut kratzte.

Lissy räumte die Geschirrspülmaschine aus. Eigentlich hätte sie sich um die Zimmer kümmern müssen. Aber nachdem sie Ulrike und Sebastian bei ihrer Versöhnung überrascht hatte, war sie in die Küche geflohen. Dort versteckte sie sich auch vor ihrem Vater, der sie vermutlich sofort wieder nach oben schicken würde. Doch der Gedanke, abermals auf Ulrike oder Sebastian zu treffen oder – schlimmer noch – sie zu hören, war ihr unerträglich. Da ließ sie sich lieber von Lualhati wirres Zeug erzählen.

»Sturm bringt schlimme Dinge zutage«, fuhr die in ihrem etwas holperigen Deutsch fort. »Wird noch viel Ärger geben.«

Lissy verzog das Gesicht. Ihr war zum Heulen zumute, so elend fühlte sie sich. Gleichzeitig war sie wahnsinnig wütend. Auf Sebastian. Und auf sich selbst.

Hatte sie sich denn so sehr getäuscht?

Wie er sie angeschaut hatte, draußen im Sturm. Tausend kleine Kobolde hatten in ihrem Bauch getanzt. Und dann der Kuss!

Natürlich wusste Lissy, was mit ihr geschah. Denn sie war keineswegs so unerfahren, wie Arne annahm.

Ihren ersten Freund hatte sie auf der Realschule von Kleinfeld gehabt. Eine nicht besonders aufregende Erfahrung. Und Frank aus Bochum, na ja, sie hatten eine lustige Zeit zusammen verbracht, aber mehr auch nicht. Ohne Bedauern waren sie auseinandergegangen. Danach hatte sie eine längere Affäre mit einem Lehrer vom Festland geführt, aber Michael hatte sie wie ein kleines Mädchen behandelt und ihr immer Bücher hingelegt, die sie unbedingt lesen sollte. So etwas würde Sebastian bestimmt nie tun.

Sebastian!

Lissy hatte das Gefühl, als wäre eine Tür aufgestoßen worden, und für eine viel zu kurze Zeit hatte sie eine Weite gespürt, die ihr ungeahnte Möglichkeiten verhieß. Doch dann war die Tür wieder zugefallen, und sie wurde in den trüben Alltag zurückkatapultiert.

Widerwillig musste Lissy sich eingestehen, dass Ulrike, so berechnend und gemein sie auch sein mochte, eine sehr schöne und verführerische Frau war. Elegant und welterfahren, und nicht so ein Provinzmädchen wie Lissy. Ulrike lief bestimmt nie in Gummistiefeln herum und machte auch nicht anderen Leuten die Betten. Ulrike kam aus der Großstadt und hatte wahrscheinlich einen Riesenkleiderschrank voller teurer Klamotten. Kein Wunder, dass Sebastian doch lieber mit ihr zusammenblieb. Da war der kleine Flirt mit der Wirtstochter schnell wieder vergessen. Lissy schluchzte unwillkürlich auf und presste die Hand auf den Mund.

»O Lissy«, rief Lualhati und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Und dann lag Lissy ihrer indonesischen Köchin in den Armen und heulte sich ihr Elend von der Seele. Dabei kam sie sich ein wenig unbeholfen vor, weil Lualhati einen Kopf kleiner war als sie, und sie sich bücken musste, um sie zu umarmen.

»Böser Sturm«, sagte Lualhati und klopfte Lissy auf den Rücken.



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