In tiefer Trauer by Lehane Dennis

In tiefer Trauer by Lehane Dennis

Autor:Lehane, Dennis [Lehane, Dennis]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-27T23:00:00+00:00


20

In den nächsten Minuten sprach keiner von uns. Wir saßen in unserer Sitzecke und aßen unsere Sandwiches, während der Regen gegen die Scheiben prasselte und der Wind die Palmen auf dem Boulevard bog.

Nichts, dachte ich, während ich mein Sandwich kaute, ohne irgend etwas zu schmecken, war noch so, wie es vor einer Viertelstunde gewesen war. Angie hatte recht gehabt: Schwarz war weiß, oben war unten.

Desiree war tot. Jeff Price war tot. Trevor Stone hatte Jay nicht beauftragt, seine Tochter zu finden, sondern sie zu töten.

Trevor Stone. Allmächtiger Gott.

Wir hatten diesen Fall aus zwei Gründen angenommen: Gier und Mitleid. Das erste Motiv war nicht gerade ehrenwert. Aber fünfzigtausend Dollar sind eine Menge Geld, besonders wenn man seit einigen Monaten nicht gearbeitet hat und der Beruf, den man sich ausgesucht hat, nicht gerade für seine großartigen Löhne bekannt ist.

Aber trotzdem war es Gier. Und wenn man einen Job nur annimmt, weil man gierig ist, darf man sich nicht zu sehr aufregen, wenn sich der Auftraggeber als Lügner herausstellt. Ein Esel schilt den anderen ein Langohr und so weiter.

Doch Gier war nicht unser alleiniges Motiv gewesen. Wir hatten diesen Fall auch angenommen, weil Angie Trevor Stone instinktiv zu verstehen schien, so wie ein Trauernder einen anderen erkennt. Sein Schmerz hatte sie berührt. Mich auch. Und all meine unterschwelligen Zweifel waren verschwunden, als Trevor Stone uns den Altar zeigte, den er zu Ehren seiner verlorenen Tochter errichtet hatte.

Aber es war gar kein Altar gewesen.

Er hatte sich nicht mit Fotos von Desiree umgeben, weil er sich versichern mußte, daß sie noch lebte. Er hatte das Zimmermit den Abbildern seiner Tochter gefüllt, damit sich sein Blut an seinem Haß nähren konnte.

Wieder einmal veränderte sich meine Sicht der ganzen Ereignisse, wandelte sich um, erfand sich neu, bis ich mir ausgesprochen dumm vorkam, jemals meinen Instinkten getraut zu haben.

Was für ein Fall.

»Anthony Lisardo«, sagte ich schließlich zu Jay.

Er kaute an seinem Sandwich. »Was ist mit ihm?«

»Was ist mit ihm passiert?«

»Trevor hat ihn erledigt.«

»Wie?«

»Er hat eine Schachtel Zigaretten mit Kokain versetzt, sie einem Freund von Lisardo gegeben, wie hieß er noch mal ? Donald Yeager - und Yeager ließ die Schachtel in der Nacht im Auto, als sie schwimmen gingen.«

»Was?« fragte Angie. »War das Kokain mit Strychnin versetzt oder so?«

Jay schüttelte den Kopf. »Lisardo reagierte allergisch auf Kokain. Er war einmal auf einer College-Party zusammengebrochen, als er noch mit Desiree ging. Das war sein erster Herzanfall. Und das war auch das erste und letzte Mal, daß er dumm genug war, Koks zu probieren. Trevor wußte davon, präparierte seine Zigaretten, der Rest ist Geschichte.«

»Warum?«

»Warum Trevor Lisardo umgebracht hat?

»Ja!«

Er zuckte die Schultern. »Der Mann hatte Probleme damit, seine Tochter mit anderen zu teilen, versteht ihr?«

»Aber dann hat er dich beauftragt, sie zu töten?« fragte Angie.

»Ja.«

»Noch mal«, sagte Angie. »Warum?

»Ich weiß es nicht.« Er blickte auf den Tisch.

»Du weißt es nicht?« fragte Angie.

Seine Augen wurden groß. »Ich weiß es nicht. Was ist so…«

„Sie hat es dir nicht gesagt, Jay? Ich meine, du warst in den letzten Wochen mit ihr zusammen. Hatte sie



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