Immer ist gerade jetzt by Fried Amelie

Immer ist gerade jetzt by Fried Amelie

Autor:Fried, Amelie [Fried, Amelie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-09T05:00:00+00:00


Johann Krummbaurs Bemerkung über die »spezielle Beziehung« von Alex und Marie bohrte sich wie ein Stachel in Fredas Fleisch. Warum hatte er davon angefangen? War es wirklich nur Ungeschicklichkeit gewesen, oder hatte er etwas damit bezweckt? Und wenn ja, was? Er hatte ja wohl kaum vorgehabt, sie zu erobern, indem er schlecht über Alex redete.

Welche Absicht auch immer er verfolgt hatte, die Wirkung auf sie war verheerend. Sie hatte sich etwas vorgemacht. Es war ihr nicht egal. Wenn sie daran dachte, litt sie Höllenqualen. Es war nicht der sexuelle Betrug, damit konnte sie einigermaßen leben. Es war das Gefühl, dass Alex sich ihr entzogen hatte, dass er etwas Wichtiges mit einem anderen Menschen geteilt und sie dabei ausgeschlossen hatte. Dass er plötzlich, zwei Jahre nach seinem Tod, ein Fremder für sie geworden war.

An ihrem nächsten freien Tag fuhr sie zur Esoterischen Buchhandlung. Sie wollte Marie überrumpeln, in der Hoffnung, dass sie preisgeben würde, was sie bisher für sich behalten hatte. Da sie nicht genau wusste, an welchen Tagen Marie arbeitete und an welchen die Elfe, musste sie es darauf ankommen lassen. Sie näherte sich dem Geschäft und warf einen Blick durchs Schaufenster. Eine Frau stand mit dem Rücken zu ihr vor einem Regal. Haarfarbe und Größe stimmten, aber es hätte auch eine Kundin sein können. Erst als die Frau ein paar Schritte ging, war Freda sicher. Sie vergewisserte sich, dass sonst niemand im Laden war, und trat ein. Das Glockenspiel ertönte.

Marie drehte sich zu ihr um. »Du?« Es klang erschrocken.

»Hallo, Marie. Ich war in der Gegend und dachte, ich schau mal rein.« Sie sah sich um. »Läuft’s gut bei dir?«

»Ganz okay«, sagte Marie.

»Bei uns ist kürzlich die Decke eingestürzt, du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Sauerei das war! Wir sind immer noch nicht fertig mit dem Putzen. Warum bist du denn nach der Trauerfeier nicht mehr in den Biergarten gekommen?«, redete sie weiter. »Es war wirklich schön.«

»Es ging nicht … ich konnte nicht.« Marie war nervös. »Kann ich … dir irgendwie helfen?«

»Ich würde gerne nochmal mit dir über Alex reden«, sagte Freda.

»Wofür soll das gut sein?«

»Ich möchte verstehen, was damals in ihm vorgegangen ist, was ihn beschäftigt hat. Offenbar weißt du viel mehr darüber als ich. Ich wüsste es auch gerne.«

Marie seufzte. »Muss das sein?«

»Tut mir leid, dass ich dich damit belästige. Es würde mir helfen, damit fertigzuwerden, wenigstens glaube ich das.«

»Ehrlich gesagt bezweifle ich es eher. Glaub mir, manches muss man nicht wissen.«

Freda schluckte. »Es ist immer besser, etwas zu wissen, als es nicht zu wissen. Die Ahnungen, das Unausgesprochene, das ist es doch, was einen fertigmacht.«

Die Ladentür ging auf, die Glöckchen erklangen. Eine ältere Dame trat ein. Marie ging auf sie zu, fragte nach ihren Wünschen, führte sie zu einem Regal. Die Dame stellte einige Fragen zu einer neuen Entspannungstechnik, Marie antwortete freundlich und kompetent. Ein perfektes Verkaufsgespräch, wie Freda feststellte.

Als die Kundin zwei Bücher gekauft hatte und gegangen war, sagte sie scherzhaft: »Du bist wirklich gut! Falls du mal einen Job suchst, ich stelle dich jederzeit ein.



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