Im Hier und Jetzt: Richtlinien der Gruppenpsychotherapie by Irvin D. Yalom

Im Hier und Jetzt: Richtlinien der Gruppenpsychotherapie by Irvin D. Yalom

Autor:Irvin D. Yalom
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH


Transparenz des Therapeuten und Feedback

Die persönlichen Reaktionen des Therapeuten auf die Patienten sorgen für nicht zu unterschätzendes Material, das er gezielt einsetzen sollte. Das Feedback der Therapeuten ist für die Patienten immer eine sehr wichtige Informationsquelle und sollte ihnen innerhalb eines unterstützenden Rahmens zugänglich gemacht werden.

Ein Beispiel aus der Klinik: Esther war eine distanzierte, abgeklärte, intelligente und in erster Linie materialistisch orientierte Geschäftsfrau. Sie sprach unablässig von ihren geschäftlichen Angelegenheiten, ihren verschiedenen Immobilientransaktionen, wie teuer ihre Depression sie käme, dass ihr Mann sie im Verlauf des Scheidungsverfahrens auszunehmen versuche und so weiter. Das Betreuungspersonal war von der Arbeit mit ihr ziemlich frustriert, weil sie auf sämtliche Äußerungen immer Antworten gab, die mit ihrer fixen Idee von materiellem Besitz in Zusammenhang standen.

In einer Gruppensitzung durchbrach der Therapeut mit folgender Aussage ihren Panzer: »Esther, ich habe viel über Sie nachgedacht und möchte Ihnen gerne von einer Phantasievorstellung erzählen, die ich hatte. Immer wenn ich mir wünsche, Sie besser kennen zu lernen oder näher an Sie heranzukommen, drängen sich vor meinem geistigen Auge sofort die unterschiedlichsten materiellen Dinge dazwischen – Häuser, Autos, Möbel und so weiter. Sobald Sie hier in der Gruppe von Ihrem materiellen Besitz sprechen, kommt es mir vor, als würden Sie zwischen sich und mir eine Mauer errichten. Ich kann nicht sagen, ob es anderen auch so geht, aber für mich ist das ein sehr merkwürdiges Gefühl.«

Mit dieser grundsätzlichen Strategie kann der Therapeut zu einer großen Bandbreite von Situationen Feedback geben. Nehmen Sie zum Beispiel den zwanghaften Patienten, der sich endlos über die immer gleichen Probleme auslässt: Hier kann der Therapeut den Hebel am wirksamsten ansetzen, indem er beharrlich darauf hinweist, welche Gefühle die Aussagen des Patienten beim Zuhörer auslösen.

Betrachten wir folgende Bemerkung: »John, ich möchte Sie auf etwas aufmerksam machen. Ich habe im Laufe dieser heutigen Sitzung mehrmals versucht, persönlich auf Sie zuzugehen und Sie dazu zu bringen, irgendeine Art von Gespräch mit mir zu führen. Doch jedes Mal, wenn ich einen Anlauf nahm, waren Sie nach ein paar Minuten wieder bei ihren geschäftlichen Misserfolgen und all den damit zusammenhängenden Problemen. Ich weiß, dass diese Themen für Sie wichtig sind, aber wenn Sie sich weigern, mich in etwas anderes als geschäftliche Dinge einzubeziehen, fühle ich mich am Ende völlig aus Ihrem Leben ausgeschlossen. Wenn ich außerhalb der Klinik ein Freund von Ihnen wäre, würde ich mich sicher früher oder später von Ihnen so zurückgewiesen fühlen, dass ich es aufgeben würde, Kontakt zu Ihnen zu suchen. Ich frage mich, ob es Ihnen draußen nicht tatsächlich so geht und ob Sie nicht ganz schön isoliert sind dadurch?«

Oder sehen wir uns diese Aussage an, die der Therapeut einem anderen Patienten gegenüber machte: »Henry, Sie sind ein begnadeter Redner. Sie gehen wundervoll mit Worten um, und ich höre Ihnen wirklich unglaublich gerne zu. Aber ich fürchte, wenn ich Ihnen immer nur zuhören würde, könnte ich Ihnen nicht besonders helfen, und ich möchte Ihnen etwas Wichtiges sagen. Oft – zum Beispiel gerade in den letzten drei bis vier Minuten – habe ich ganz stark



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