Hermann Hesse Sein Leben und sein Werk by Hugo Ball

Hermann Hesse Sein Leben und sein Werk by Hugo Ball

Autor:Hugo Ball [Ball, Hugo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Eine andere dieser Skizzen, aus dem Jahre 1907, aus demselben

Jahre, da der Dichter sich ein eigenes Haus baute, spricht eigentlich

nur von der Lust des Wanderns. »Lindenblüte« ist diese Skizze

betitelt: »O ihr Wanderburschen, ihr fröhlichen Leichtfüße«, so klingt

da die Sehnsucht des Knulp-Dichters an, »jedem von euch, auch

wenn ich ihm einen Fünfer geschenkt habe, sehe ich wie einem König

nach, mit Hochachtung, Bewunderung und Neid. Jeder von Euch,

auch der Verlottertste, hat eine unsichtbare Krone auf; jeder von

euch ist ein Glücklicher und Eroberer. Auch ich bin euresgleichen

gewesen und weiß, wie Wanderschaft und Fremde schmeckt. Sie

schmeckt, trotz Heimweh und Mangel und Unsicherheit, gar süß...

Nicht daß ich alt oder ein Philister geworden wäre! Ach, ich bin

vielleicht törichter und zügelloser als je, und zwischen mir und den

klugen Leuten und ihren Geschäften ist noch immer kein Verständnis

und kein Bündnis aufgekommen. Ich höre auch immer noch wie in

den drängendsten Jünglingszeiten (er ist jetzt dreißig Jahre alt), die

Stimme des Lebens in mir rufen und mahnen, und ich habe nicht im

Sinn, ihr ungetreu zu werden.« Nein, diese Stimme, sie ist »leise und

dringlich geworden« und führt den Dichter »immer einsamere,

dunklere, stillere Wege, von denen ich noch nicht weiß, ob sie in Lust

oder in Leid enden sollen, die ich aber gehen will und gehen muß«.

Es ist nichts mit der »bürgerlichen Epoche« in Hesses Leben. Er ist

der Steppenwolf und Outsider, der Knulp und Wanderer, der

Antiphilister und Leidende; auch in der Ehe. Auch im eigenen Hause

ist er ein Fremder, den man beherbergt; ein fahrender Geselle, den

man füttert und der sich der Hauskatze näher fühlt als all seinem

schönen Besitz. Andere dieser Bodensee-Skizzen (im ganzen sind es

sieben) sprechen vom Leben auf dem See, mit Angel- und

Rudergerät; von den Hegau-Sommertagen, von Fischern und

einsamen Mittagstunden. Sie sprechen davon ohne Aufregung; in

einem schweren, langsamen Gestus; als seien schon hundert Jahre

vorüber, und diese Skizzen sind doch soeben geschrieben.

Auch die Freundschaft mit Ludwig Finckh kann man nicht eben

bürgerlich nennen. In der hohen Literatur zuckt man beim Namen

des Dichters geringschätzig die Achseln. Auch sein bestes Buch, der

Hesse gewidmete »Rosendoktor«, hat weder die europäische, noch

die deutsche Sprache um eine neue Wendung, ein neues Wort, einen



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