Heimatherz by Förg Nicola

Heimatherz by Förg Nicola

Autor:Förg, Nicola [Förg, Nicola]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783960412380
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


SECHS

Is minic a bhí fear maith í seanbhríste.

Oft steckt ein guter Mann in zerrissenen Hosen.

irisches Sprichwort

Gerhard erwachte an diesem Samstagmorgen vom Klingeln seines Handys. Felix war dran.

»Das Auto von Sebastian Drescher fährt auf der Straße von Tutzing nach Weilheim.«

Gerhard war schlagartig wach. »Ja und?«

»Die Kollegen wussten nicht, was sie machen sollen. Ihn anhalten?«

»Die sollen ihm folgen. Und mich direkt anrufen. Ich bin sofort da.«

Gerhard sprang in eine Jeans, warf seine Lederjacke über das T-Shirt, das er im Bett getragen hatte, gab Seppi einen leichten Klaps auf den Kopf, der ihn ansah, als wollte er sagen: Sonst geht’s noch? Was willst du so früh? Der Hund gähnte, stöhnte und legte sich wieder zurecht. Ein Auge blinzelte. Bist du dann bald mal draußen? Ich würd gerne weiterschlafen. Gerhards Handy läutete. Diesmal waren es die Kollegen.

»Wir sind jetzt Höhe Wielenbach. Sollen wir dranbleiben?«

»In jedem Fall! Er fährt ja wohl Richtung Weilheim.«

Auch Gerhard donnerte durch das morgendliche Tankenrain, und da kam der nächste Anruf. »Er will zum Bahnhof. Sollen wir zugreifen?«

»Erst wenn er einen Zug besteigt. Haltet euch im Hintergrund!«

Gerhard parkte auf dem Behindertenparkplatz, einer der Zivilkollegen kam auf ihn zu.

»Mein Partner ist drin. Der Gesuchte löst grad ein Ticket.«

Gerhard lief hinein, ein junger Mann drehte sich soeben vom Automaten weg und sah in Gerhards Augen. Hatte er da »Bulle« stehen? Der junge Mann rannte los, der Kollege wollte ihn noch aufhalten, aber er stieß ihn zur Seite und rannte zum Bahnsteig. Über die Gleise.

Gerhard hinterher. Er fluchte innerlich. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sebastian Drescher sprang elastisch über die Gleisschwellen und lief immer weiter. Er rannte, der Abstand vergrößerte sich. Gerhard verfluchte seine Jahre. Die Weißbiere. Er war immer noch gut in Schuss, aber gegen einen jungen Mann Mitte zwanzig einfach doch zu lahm.

Zumal Laufen Gerhard immer schon suspekt gewesen war. Er war nie ein zaches Manderl gewesen, immer mehr der Krafttyp. Berggehen ja, Mountainbiken auch. Aber diese sehnigen Marathontypen mit zehn Kilo Untergewicht oder diese Triathleten waren doch absolut lustfeindliche Typen mit einem Sport, der pervers war.

Und jetzt rannte er hinter einem Basti her, der im Zickzack sprang wie ein gehetzter Hase. Gerhard hatte kurz angedacht zu schießen, aber er wollte weder in die Luft und schon gar nicht ins Gangwerk des jungen Mannes schießen. Der hatte mit dem Leben ja noch was vor, und er, Gerhard Weinzirl, schoss wirklich sauschlecht.

Die wilde Hatz ging weiter, und von irgendwoher hatte sich ein Zug in Bewegung gesetzt. Ein Containerzug, der langsam dahinglitt wie von Geisterhand bewegt. Basti schien das nicht zu realisieren, und als er merkte, dass sich vor ihm gleich eine eiserne Wand aufbauen würde, musste er jäh stoppen. Der Abstand hatte sich verkürzt, Gerhard war in Schlagdistanz.

Er brüllte: »Basti, bleib stehen! Das bringt doch nix.« Seine Arme schnellten nach vorne, er hatte den Flüchtigen an der Schulter erwischt, als Basti plötzlich eine Drehung gelang, die einer Eislaufkür gut zu Gesicht gestanden hätte. Etwas schlug in Gerhards Gesicht ein, und als er sich wieder einigermaßen derrappelt hatte, war Basti weg. Ein Rucksack hatte ihn getroffen.



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