Gabriel by Frimberger Alexander; Wandtner Lothar

Gabriel by Frimberger Alexander; Wandtner Lothar

Autor:Frimberger, Alexander; Wandtner, Lothar [Frimberger, Alexander; Wandtner, Lothar]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783943926071
Herausgeber: Hepelo-Verlag
veröffentlicht: 2015-05-02T16:00:00+00:00


6

Als Bender am nächsten Morgen wach wurde, bemerkte er zuallererst das fürchterliche Dröhnen in seinem Kopf. Er machte die Augen auf und sah sich um. Wie er in das Gastzimmer der Racheldiensthütte gekommen war, wusste er nicht mehr. Die harte Holzbank, auf der er lag, hatte seine Glieder steif werden lassen. Er fror. Der Grund dafür lag auf dem Boden. Dorthin hatte er wohl die Decke, die ihm Paul übergeworfen hatte, im Laufe der Nacht hin befördert. Er blickte auf die Uhr: 5.30 leuchtete ihm entgegen. Bender orientierte sich, soweit ihm das im Moment möglich war. Er richtete sich auf, musste husten, dann wurde ihm übel. Etwas wackelig auf den Beinen ging er zum Klo. In der Küche fand er eine Kaffeemaschine. „Paul, du Mutter der Nation“, murmelte er, als er feststellte, dass er nur noch auf den Knopf zu drücken brauchte. Er hörte dem Gurgeln der Kaffeemaschine zu und spürte, wie der Duft der Bohnen seine Lebensgeister zurückholte. „Grüner Tee wäre mir lieber gewesen“, frotzelte er in den Frühnebel, während er vor der Tür stand und den kalten Morgen genoss.

Nachdem er die Kaffeetasse sorgsam abgespült und an ihren Platz zurückgestellt hatte, verließ er das Ausflugslokal durch die Hintertür. Er sperrte ab und platzierte den Schlüssel an dem Versteck, das ihm Paul Freier verraten hatte. Er war schon fast bei seinem Wagen, als er noch einmal umdrehte und hinter das Haus blickte. Er wünschte dem Hund, der dort unter einem einfachen Holzkreuz begraben lag einen schönen Tag auf den Himmelswiesen und machte sich auf, den vielleicht einzigen Mann zu besuchen, der ihm in diesem Fall entscheidend weiterhelfen konnte.

Willi Bald war 43 Jahre alt, hatte an der Universität in Regensburg studiert, arbeitete eigenen Angaben zufolge als „Head of Public“ bei einer großen Versicherungsgruppe und liebte Lammkeule mit Rosmarinkartoffeln.

Willi Bald war nur ein Pseudonym und es schien, als würde der Mann einer Unsitte vieler Facebook-Nutzer folgen, seinen Rufnamen in Vor- und Nachnamen aufzuspalten. Willi Bald hieß aber nicht Willibald. Er sorgte auf facebook für Furore und manche beneideten ihn beinahe um die Idee, aus der Mordserie im Landkreis Regen eine Facebook-Gruppe zu machen. „Forum Mord Regen“ nannte er seine Gruppe schmucklos – und rief dazu auf, eine „knackige“ Facebook-Diskussion über die Mordserie zu starten.

Es dauerte keine 24 Stunden, da war die Kunde von der Gruppengründung offensichtlich im gesamten Landkreis – und darüber hinaus – herum. 1259 Mitglieder. Willi Bald saß an seinem Computer, lehnte sich gemütlich zurück und las die Kommentare. Nur manchmal, ganz selten, kommentierte er selber. Er hielt sich zurück. Willi Bald war eher der stille Beobachter.

Die ersten Posts waren harmlos – wie zu erwarten war: „Schlimm, dass so etwas bei uns passiert“ oder „voll dof die sach. wer macht den sowas“ und andere sinnreiche Abhandlungen über den Schrecken des Mordes. Irgendwann wurde es dann aber schon deutlicher.

„Sollen die sich doch abschießen, die Groskopferten. Um keinen ist schad“, ließ beispielsweise ein Franz Heller wissen.

„Was gehts uns an, wenn die oberen 10 000 weggeballert werdn? zeit wirds, das die kapiern, das si was ändern muss.



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