Freude am Garten by Hesse Hermann

Freude am Garten by Hesse Hermann

Autor:Hesse, Hermann [Hesse, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2017-03-19T16:00:00+00:00


Federzeichnung von Gunter Böhmer

Jetzt auch flücht ich hierher, den Nacken glüh’nd von der Sonne,

Müde im Rücken, die Augen verwelkt, und will bis zum Mittag

Hier bei spielerisch mühlosem Tun mich erholen und weilen.

Vorher hol ich im Schuppen ein kleines handliches Rundsieb,

Hole auch Feuerzeug und Papiers eine Handvoll, denn selten

Halt ich an diesem Orte mich auf, ohne Feuer zu zünden.

Mancherlei Herkunft und Wurzel hat wohl diese Neigung zum Feuern,

Von der knäbischen Lust am Zündeln bis rückwärts zum Opfer

Abels oder des Abraham, denn jede Gewohnheit, sei’s Tugend,

Sei es Laster, ist ja bis tief in die Vorwelt verwurzelt,

Hat aber jedem Einzelnen ihren besonderen Sinn doch.

Mir zum Beispiel bedeutet das Feuer (nebst Vielem, das es bedeutet)

Auch einen chymisch-symbolischen Kult im Dienste der Gottheit,

Heißt mir Rückverwandlung der Vielfalt ins Eine, und ich bin

Priester dabei und Diener, vollziehe und werde vollzogen,

Wandle das Holz und Kraut zu Asche, helfe dem Toten

Rascher entwerden und sich entsühnen, und geh in mir selber

Oftmals dabei meditierend dieselben sühnenden Schritte

Rückwärts vom Vielen ins Eine, der Gottesbetrachtung ergeben.

So vollzog Alchymie die Prozesse und Opfer des Läuterns

Einst am Metall überm Feuer, erhitzte es, ließ es erkalten,

Gab Chemikalien zu und harrte auf Neumond und Vollmond,

Und indes am Metall sich vollzog die göttliche Wandlung,

Die es zum edelsten Gute, zum Stein der Weisen veredelt,

Tat der fromme Adept im eigenen Herzen dasselbe,

Sublimierte und läuterte sich, vollzog die Prozesse

Chemischer Wandlung in sich, meditierend, wachend und fastend,

Bis zum Ende der Übung, nach Tagen oder nach Wochen,

Gleich dem Metalle im Tiegel auch seine Seele entgiftet,

Seine Sinne geläutert und er bereit war zur mystischen Einung.

Nun, ich sehe euch lächeln, o Freunde, und wohl mögt ihr lächeln,

Daß mein Kauern und Schüren am Boden, mein Zündeln und Köhlern,

Meine kindliche Lust am einsamen Träumen und Brüten

So sich mit Gleichnissen schmücke, ja brüste. Indessen, ihr Lieben,

Wisset ihr, wie es gemeint ist, und wie ich ja all mein Dichten verstehe,

Als Beschönigung nicht, als Bekenntnis nur, und ihr duldet

Also mein Phantasieren … Ich kauere also im Schatten

Zwischen dem Unkrautberg und der Hecke, reibe das Zündholz,

Lasse Papier aufflammen und leg ein paar Halme und Blätter

Lose darüber, dann mehr, erst Trocknes nur, schließlich auch Grünes,

Später, im Herbste, lieb ich das offne, flammende Feuer,

Jetzt aber, wegen der Wärme und auch aus Mangel an Holze

(Welches dann später die Stürme der Äquinoktien liefern),

Streb ich danach, ein bedecktes, ein still in sich glosendes Feuer,

Einen ruhig rauchenden Meiler zu pflegen, der halbe

Oder auch ganze Tage leis fortglimmt. Drum nennt mich auch »Köhler«

Oft meine Gattin, des Rauchgeruchs wegen und wohl auch

Meiner Neigung wegen zum Glauben, sie teilet ihn selber

Nicht und duldet ihn doch an mir, und mit mehr als

Bloßer Geduld, ich will ihrer dafür im Rauchopfer gedenken,

Die heut außer dem Haus weilt, im Tal, in der Stadt, in Lugano.

Noch einen Köhlerglauben, noch einen von vielen, bekenn ich:

Daß ich vom Erdebrennen viel halte; man übt es, so scheint mir,

Heute nicht mehr, die Chemie hat andere Mittel gefunden,

Erde zu bessern, zu läutern, zu fetten oder entsäuern,

Auch hat niemand mehr Zeit in unseren Tagen, zu sitzen

Und sich Erden zu brennen am Feuer – wer zahlte den Taglohn?

Ich aber bin ein



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