Frank Decker 02 - Germany by Winslow Don

Frank Decker 02 - Germany by Winslow Don

Autor:Winslow, Don [Winslow, Don]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-03-01T00:00:00+00:00


Wir gingen ins Wohnzimmer, und ich schenkte Charlie einen unverdünnten Scotch ein.

Selbst nahm ich mir keinen. Nach dem ganzen Alkohol und dem Essen bei Delgados Familie hatte ich jetzt endlich wieder einen klaren Kopf und wollte ihn bis auf weiteres behalten.

Ich wusste, was ich zu tun hatte.

Ich erzählte ihm alles.

Von »Carolynnes« Kindheit bis zu ihrem Schwangerschaftsabbruch und der Zeit mit Sloane bei den EliteModels.

Während er zuhörte, beugte sich Charlie vor und vergrub das Gesicht in den Händen.

»Ich hatte keine Ahnung«, sagte er leise. »Keine Ahnung.«

»Du wusstest nichts von alldem?«, fragte ich.

Er richtete sich auf, und sein Gesichtsausdruck wirkte gequält. »Warum hat sie mir nichts erzählt? Es hätte keine Rolle gespielt. Ich habe sie geliebt. Liebe sie immer noch. Ich bete nur, dass ich die Chance bekomme, es ihr zu sagen. Ich will sie nur in den Arm nehmen und ihr sagen …«

Das Telefon klingelte.

Charlie zuckte zusammen und schnappte sich den Hörer.

Ich machte ihm Zeichen, er solle nichts sagen, bis ich an einem anderen Apparat abgehoben hatte.

Delgado schaltete sich ebenfalls ein.

»In einer Stunde fährst du los«, sagte der Mann. »Ruf diese Nummer an, dann sagen wir dir, wohin. Wenn wir die Cops auch nur riechen, fängt sie zwei Kugeln, und zwar so, dass sie sie kommen sieht.«

Er klang selbstsicher, professionell. Die Entführung im Einkaufszentrum war glatt über die Bühne gegangen, das Werk von Menschen, die wussten, was sie taten. Das war gut und schlecht gleichermaßen – Profis sind härter, aber sie machen nicht die Fehler der Amateure.

Aufgrund von Fehlern sterben Leute.

»Ich will meine Frau sprechen«, sagte er.

»Willst du sie schreien hören?«, fragte er. »Ich kippe ihr Säure in die Fresse, dann sieht sie aus wie du. Dann habt ihr zu zweit ein Gesicht, jeder ein halbes.«

Charlie guckte entsetzt. Nickte mir heftig zu.

»Tun Sie ihr nichts, bitte«, sagte ich ins Telefon. »Ich werde kommen.«

»Mit dem Geld.« Er beendete das Gespräch.

»Ich zahle«, sagte Charlie.

»Wir haben keinen Beweis dafür, dass sie lebt«, sagte ich.

»Du hast gehört, was die gesagt haben.«

»Das sagen die immer …«

»Ich werde es nicht drauf ankommen lassen«, erklärte Charlie.

Delgado sagte: »Mr. Sprague, Sie sollten wissen, dass es ebenso riskant ist, den Entführern das Geld zu bringen, wie, es ihnen nicht zu bringen. Halten Sie sie hin. Besser wir wählen den Ort, wir haben Teams …«

»Ich bringe denen das Geld«, sagte Charlie.

»Das sind keine Teenager«, sagte Delgado. »Das ist eine Armee. Die haben Maschinengewehre. Die Miami Gangster Disciples kontrollieren den kompletten Heroinhandel in Overtown. Die töten schon wegen zehn Cent, was glauben Sie, wozu die für fünf Millionen imstande sind? Wenn Sie da hinfahren, kommen Sie nicht wieder zurück. Lassen Sie mich …«

Ich fragte Charlie: »Kannst du überhaupt innerhalb von einer Stunde fünf Millionen in bar auftreiben?«

»Ich muss nur bei der Bank anrufen. Die schicken einen Kurier.«

»Erlauben Sie uns wenigstens«, sagte Delgado, »dass wir Sie verkabeln. Das merken die nicht. Sie liefern das Geld ab, dann kommen wir.«

»Keine Wanzen«, sagte ich. »Kein doppelter Boden. Wenn die das mitbekommen, bringen die sie um.«

Delgado sagte: »Er kann nicht …«

»Macht er auch nicht«, sagte ich. »Ich fahre.



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