Fit und gesund von 1 bis Hundert by Dietger Mathias
Autor:Dietger Mathias
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2018
Dietger MathiasFit und gesund von 1 bis Hunderthttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56307-6_62
62. Ausdauersport und Gehirn
Dietger Mathias1
(1)Sandhausen, Deutschland
Schon bei moderaten körperlichen Aktivitäten ist die Gehirndurchblutung um etwa 30 % gesteigert. Anstrengende Belastungen sind der stärkste Reiz für den Erhalt der ca. 80 Milliarden Hirnzellen und für den Ausbau ihrer Funktionsfähigkeit durch Knüpfen immer neuer, vielfältiger Synapsen. Dabei hat bei Erwachsenen jede einzelne Nervenzelle im Mittel rund 1000 solcher wechselnden Kontaktstellen zu anderen Nervenzellen. Die Gesamtzahl dieser Synapsen beträgt so etwa 100 Billionen. Alle Nervenbahnen eines Gehirns summieren sich zu einer Strecke von knapp 6 Millionen km. Durch sportliche Betätigungen werden Denkprozesse erleichtert, die Intelligenz sowie Lern- und Gedächtnisleistungen werden optimiert. Der Hippocampus, zentrales Hirnareal für das Gedächtnis und die räumliche Orientierung, verliert altersbedingt weniger an Größe, wenn sich auch die Älteren regelmäßig und ausreichend bewegen (Smith et al. 2014a).
Der verbesserte Hirnstoffwechsel führt zur stärkeren Produktion Hunderter chemischer Substanzen, darunter Nervenwachstumsstoffe wie der »brain-derived neurotropic factor« (BDNF), dessen Mangel bei Depressionen zu beobachten ist. Schon wenig Sport, 1–2 Stunden pro Woche, bietet einen deutlichen Schutz vor dieser psychischen Krankheit (Harvey et al. 2017). Zu den vielen vermehrt gebildeten Botenstoffen gehören z. B. auch Dopamin, Serotonin oder Noradrenalin. Besonders interessant ist hier die bis zum 4-Fachen gesteigerte Ausschüttung körpereigener Opioide. Als Endorphine bezeichnet, werden sie vorwiegend im Bereich des Frontallappens der Großhirnrinde und im limbischen System gebildet. Beide Areale spielen eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Gefühlen und bei der Unterdrückung von Schmerzen. So tragen körperliche Aktivitäten zu einem erheblichen psychologischen Nutzen bei, der auf Wohlbefinden, erhöhtem Selbstwertgefühl, Abbau aufgestauter Aggressionen, Distanzierung von überbewerteten Problemen, Abschwächung negativer Stimmungslagen und einer allgemeinen Stressresistenz beruht. Vorsicht ist geboten bei Kontaktsportarten, weil es hier durch häufige Kopfstöße zu dauerhaften Schädigungen des Gehirns kommen kann (Koerte et al. 2012; McAllister et al. 2014; Bernick et al. 2015; Ling et al. 2017; Cusimano et al. 2017).
Abb. 62.1..
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