Fight Club by Palahniuk Chuck

Fight Club by Palahniuk Chuck

Autor:Palahniuk, Chuck [Palahniuk, Chuck]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-07-07T12:31:56.120000+00:00


14

Die Selbsthilfegruppen liebte ich deshalb so sehr, weil die Leute dir ihre ganze Aufmerksamkeit schenkten, wenn sie dachten, du stirbst bald.

Wenn es das letzte Mal sein konnte, daß sie dich sahen, sahen sie dich wirklich. Alles andere, ihr Kontostand, irgendwelche Lieder im Radio und ihre unordentliche Frisur, flog zum Fenster hinaus. Du hattest ihre volle Aufmerksamkeit.

Die Leute hörten zu, anstatt nur darauf zu warten, bis sie mit dem Reden an der Reihe waren.

Und wenn sie sprachen, erzählten sie dir keine Geschichten. Wenn du mit jemandem geredet hast, habt ihr gemeinsam etwas geschaffen, und hinterher wart ihr beide anders als zuvor.

Marla hatte damit angefangen, in die Selbsthilfegruppe zu gehen, nachdem sie seinerzeit ihren ersten Knoten entdeckt hatte. Am Morgen, nachdem wir ihren zweiten Knoten gefunden hatten, hopste Marla mit beiden Beinen in einem Bein ihrer Strumpfhose in die Küche und sagte: "Schau, ich bin eine Meerjungfrau." Marla sagte: "Das ist nicht so, wie wenn die Typen verkehrt herum auf der Toilette sitzen und so tun, als wäre es ein Motorrad. Das ist ein echter Unglücksfall."

Kurz bevor Marla und ich uns bei "Wir bleiben Männer" trafen, war der erste Knoten aufgetaucht, und jetzt war ein zweiter da. Man muß dazu wissen, daß Marla immer noch lebt. Marlas Lebensphilosophie, so hat sie mir erzählt, beruht darauf, daß sie in jedem beliebigen Augenblick sterben kann. Die Tragödie ihres Lebens ist, daß sie es nicht tut.

Als Marla den ersten Knoten entdeckte, ging sie in eine Klinik, wo zusammengesunkene Vogelscheuchen von Müttern auf drei Seiten des Wartezimmers auf Plastikstühlen saßen, mit schlaffen Puppenkindern im Schoß oder zu ihren Füßen. Die Kinder waren eingefallen und hatten dunkle Schatten um die Augen so wie Orangen oder Bananen, die schlecht werden und verschrumpeln, und die Mütter kratzten an Schuppenflechten von außer Kontrolle geratenen Hefepilzinfektionen. Die Zähne in den schmalen Gesichtern sahen sehr groß aus, so daß man sah, daß Zähne nichts weiter als Knochenscherben sind, die durch die Haut dringen, um etwas zu zermahlen. Das kommt dabei raus, wenn du keine Krankenversicherung hast. Bevor alle miteinander klüger waren, wollten eine Menge Schwule Kinder haben, und nun sind die Kinder krank, die Mütter sterben und die Väter sind schon tot, und während Marla in dem Krankenhauskotzgeruch nach Pisse und Essig sitzt und eine Schwester alle Mütter fragt, wie lange sie schon krank sind, wieviel Gewicht sie verloren haben und ob die Kinder ein noch lebendes Elternteil oder einen Vormund haben, beschließt Marla: Nein.

Falls sie bald sterben sollte, wollte es Marla nicht wissen. Marla ging von der Klinik in einen Waschsalon um die Ecke und stahl alle Jeans aus den Trocknern, dann ging sie zu einem Händler, der ihr fünfzehn Dollar pro Stück gab. Dann kaufte sich Marla eine richtig gute Strumpfhose, die Sorte, die keine Laufmaschen bekommt.

"Selbst die guten, die keine Laufmaschen machen", sagt Marla, "sind lästig."

Nichts ist statisch. Alles bricht zusammen.

Marla fing an, in die Selbsthilfegruppen zu gehen, weil es einfacher ist, mit anderem menschlichem Arschpapier zusammenzusein. Alle haben irgendeinen Fehler. Und eine Weile wurde ihr Herzschlag ruhiger.

Marla fing einen Job bei einem Bestattungsunternehmen an, wo sie im voraus bezahlte Beerdigungen arrangierte.



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