Herr Der Fliegen by Golding William

Herr Der Fliegen by Golding William

Autor:Golding, William [Golding, William]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-30T04:00:00+00:00


Siebentes Kapitel

SCHATTEN UND HOHE BÄUME

Der Schweinesteig lief immer dicht neben dem Felsengeröll unten am Wasser auf der anderen Seite her, und Ralph folgte gern Jack auf diesem Pfad. Wenn man das Ohr dem langsamen Ansaugen und Zurückkochen der See verschließen konnte und vergessen, wie düster und leblos das Farndickicht zu beiden Seiten dalag, mochte es vielleicht geschehen, daß man des Tieres nicht mehr gedachte und für eine Weile Traumbildern nachhing. Die Sonne war über die Senkrechte hinausgerückt, und die Nachmittagshitze umklammerte langsam die Insel.

Ralph gab eine Nachricht nach vorn durch zu Jack, und als sie wieder an Fruchtbäume kamen, machte der ganze Zug halt.

Im Sitzen spürte Ralph zum ersten Mal an diesem Tag die Hitze. er zerrte voll Abscheu an seinem grauen Hemd und fragte sich, ob er es nicht doch einmal waschen sollte. eine wie ihm schien selbst für diese Insel ungewöhnliche Hitze drückte hernieder, und er saß da und träumte von einem Bad mit allem Drum und Dran. er hätte gern eine Schere gehabt, um sein Haar zu schneiden – er schnickte die dichte Mähne zurück –, dieses verfilzte Haar, bloß ein Zentimeter sollte stehenbleiben. Dann hätte er gebadet, sich mal richtig geaalt, im Seifenschaum. er fuhr mit der Zunge prüfend über die Zähne und stellte fest, daß auch eine Zahnbürste nicht ungelegen käme. Und dann seine Nägel –

Ralph drehte die Hand um und betrachtete sie kritisch. Die Fingernägel waren bis aufs Fleisch abgebissen, obwohl er sich nicht entsinnen konnte, wann er diese alte Gewohnheit wieder aufgegriffen oder ihr auch nur nachgegeben hätte.

»Nächstens lutsch ich noch am Daumen –«

Er sah sich verstohlen um. Offenbar hatte ihn keiner gehört. Die Jäger hockten umher, schlangen ihr schnelles Mahl hinunter und bildeten sich ein, daß ihnen die Bananen und jede andere geleeartige, olivgraue Frucht genügend Mumm gäben. Mit der Erinnerung an sein einstiges sauberes Selbst vor Augen schaute er von einem zum andern. Sie waren schmutzig; nicht so dieser richtige Schmutz, wie wenn einer in den Dreck gefallen oder an einem Regentag lang hingeschlagen ist. Keiner hatte auf den ersten Blick eine Dusche nötig, und doch – ihre Haare viel zu lang, stellenweise verfilzt und in Blätter und Zweigstückchen verwickelt; ihre Gesichter sauber durch ständiges Früchteessen und Schwitzen, aber in den versteckten Winkeln von grauen Schatten gezeichnet; ihre Kleider, abgerissen, steif vor Schweiß wie seine eigenen, angelegt nicht weil es schicklich oder bequem war, sondern nur aus Gewohnheit; ihre Haut am ganzen Körper verkrustet vom Salzwasser –

Er ward mit leisem erschrecken gewahr, daß er dies alles jetzt als normal und gegeben hinnahm. er seufzte und schob den Stengel beiseite, dessen Früchte er abgestreift hatte. Schon stahlen sich die Jäger davon, um im Wald oder bei den Felsen ihr Bedürfnis zu verrichten. er wandte sich um und schaute auf das Meer hinaus.

Hierauf der anderen Seite der Insel, bot sich dem Auge ein ganz neues Bild. Die Zauberschleier der Spiegelungen hielten dem kalten Wasser des Ozeans nicht stand, und der Horizont war eine scharfe, blaue Linie. Ralph stieg zu den Felsen hinab. Hier



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