etwas bleibt. (B00A0ROA18) by Inge Barth-Grözinger
Autor:Inge Barth-Grözinger [Barth-Grözinger, Inge]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783522620710
Herausgeber: Thienemann Verlag
veröffentlicht: 2012-12-10T05:00:00+00:00
Eine Woche später fand die Schlussfeier des Gymnasiums statt. Gleichgültig betrachtete Erich das Zeugnisheft, das ihm Gremm kommentarlos in die Hand gedrückt hatte. Wie aufgeregt war er noch vor einem Jahr gewesen! Aufgeregt und stolz und voller Freude. Jetzt zählte nur eines: Dieses Schuljahr war geschafft, ein Jahr weniger auf dem Weg zu seinem großen Ziel. Tübingen und Berlin und Leipzig – daran glaubte er noch immer felsenfest. Natürlich hatte es in Deutsch eine Vier gegeben, auch in Geschichte und Mathematik. Ein Lichtblick war die Note in Latein. Ein „Gut“ vom alten Richter und auch die Drei von Immig in Musik war in Ordnung.
Unbemerkt war Helmut neben ihn getreten und flüsterte ihm ins Ohr: „Und, wie ist es ausgefallen?“
Erich ließ seinen Blick im Klassenzimmer schweifen, wo sich die Schulkameraden um Kampmann und Kurt versammelt hatten, die augenscheinlich das große Wort führten. Erwin saß zusammengesunken auf seinem Platz und schniefte verdächtig.
Leise erwiderte Erich: „Wie erwartet. Hauptsache, durchgekommen. Und bei dir?“
Helmut grinste verstohlen. „Ebenso! Was die nationale Revolution so alles bewirkt. Mir scheint, wir haben neue Geistesgrößen in der Klasse.“ In der Tat wirkten Kampmann und die anderen hochzufrieden. Kurt schien geradezu vor Stolz zu platzen.
Plötzlich fühlte Erich den Blick des ehemaligen Freundes auf sich gerichtet. Herausfordernd schaute er Erich an. Der zog hastig Erwin von seinem Platz hoch. „Komm! Wir verschwinden von hier. Ich habe keine Lust auf eine Prügelei.“
Geräuschvoll zog Erwin die Nase hoch, ging aber widerspruchslos mit nach draußen. Dort versammelten sich langsam die Gymnasiasten um die neu errichtete Fahnenstange. Die Flagge wurde von einem kalten Frühlingswind gebläht, der schneidend in die Gesichter fuhr. Erich drückte sich mit Erwin fröstelnd an die grau gekalkte Wand und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung sich vorsichtig in Richtung Hindenburgstraße zu schieben. Am oberen Platz begannen laut und etwas misstönend die Schüler der ersten Klasse zu singen: „Gen Ostland wollen wir reiten …“ Gleich würde man feierlich die Fahne einholen und dann würde wieder das unvermeidliche Horst-Wessel-Lied erklingen. Besser, man verschwand vorher, besser, man ging auch den anderen aus dem Weg, vor allem Kampmann und Kurt, die ihren Triumph sicher auskosten wollten. Erich atmete auf, als er die schwere braune Eingangstür ihres Wohnhauses erreicht hatte.
Nebenan in der „Eisenwaren- und Geschirrhandlung Pfisterer“ herrschte lebhafter Betrieb. Marie, die jüngere der beiden Fräulein Pfisterer, war gerade in die Tür getreten, um eine Kundin hinauszubegleiten. „Ach, der Erich. Heute hat’s Zeugnisse gegeben. Und, bist du zufrieden?“
„Danke, Fräulein Marie. Es … es geht so.“ Erich drückte die Tür auf und schlüpfte in das vertraute Dunkel des Flurs. Wieder ein Jahr, ein Jahr weniger bis zum großen Ziel.
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