Einfach. Liebe. by Tammara Webber
Autor:Tammara Webber [Webber, Tammara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-22T04:00:00+00:00
14
Nach drei Monaten Abwesenheit roch das Haus komisch. Nach Hund … gemischt mit dem Chanel-Parfüm, das meine Mom immer trug, und irgendeinem anderen undefinierbaren Geruch, den mein Verstand als Zuhause einordnete. Trotzdem war er mir fremd. Ich gehörte nicht mehr wirklich hierher, und mein Körper spürte das.
Ich trug meinen Bass ins Haus, der noch immer sicher in seinem Rollkoffer verstaut war. Ohne Eltern und ohne Coco gab es kaum einen Grund, ihn weiter als bis ins Wohnzimmer zu schleppen. Ich lehnte ihn an die Wand, wo er wie ein weiteres Möbelstück herumstand. Die Beleuchtung im Haus war mit der Zeitschaltuhr eingestellt, während Mom und Dad verreist waren. Ich entschied, sie willkürlich an- und ausgehen zu lassen, bis auf das Küchenlicht und die Lampen in meinem Schlafzimmer, die andernfalls vermutlich gar nicht angehen würden.
In der Speisekammer und im Gefrierfach gab es ein paar Vorräte, im Kühlschrank jedoch kaum etwas. Meine Eltern hatten vor ihrer Abreise alle verderblichen Lebensmittel ausgeräumt, da sie nicht wussten, dass ich heute Abend nach Hause kommen würde. Ich hatte es ihnen nicht gesagt. Meine Mom hatte mir vor einer Weile eine SMS geschickt, sie würden jetzt an Bord ihres Flugzeugs gehen, und hatte ergänzt: Viel Spaß mit Erin. Wir sehen uns nächsten Monat. Nachdem sie sich nicht mehr nach meinen Plänen erkundigt hatte, war sie wohl zu dem Schluss gekommen, ich würde zu meiner Mitbewohnerin nach Hause fahren.
Ich wärmte mir zum Abendessen eine Packung vegetarische Bio-Lasagne auf und verfrachtete für mein Thanksgiving-Mittagessen morgen eine Truthahnpastete aus dem Gefrierfach in den Kühlschrank. Im Gefrierfach lag außerdem noch eine halbe Packung Kartoffelkroketten, und in der Speisekammer fand ich eine ungeöffnete Flasche Cranberry-Cocktail. Ich stellte sie in den Kühlschrank. Voilà! Thanksgiving-Dinner for one.
Nachdem ich mir ein paar Sitcom-Wiederholungen angesehen hatte, schaltete ich den Fernseher aus, schob den Walnuss-Couchtisch von seiner perfekt zentrierten Position auf dem handgeknüpften Tibeterteppich und packte meinen Bass aus. Ich improvisierte mit einem Pflanzenständer, als ich meinen Notenhalter nicht finden konnte, und ging die ersten Takte eines Préludes durch, das ich für mein Jahresabschluss-Solo zu komponieren begonnen hatte.
Das Letzte, womit ich rechnete, während ich auf mein Notenpapier kritzelte, war die Türklingel. Ich hatte allein zu Hause noch nie Angst gehabt, aber andererseits war ich auch noch nie so völlig allein hier gewesen. Ich überlegte, ob ich so tun sollte, als wäre niemand zu Hause, aber natürlich hatte, wer immer dort stand, mich spielen – und abbrechen – gehört. Ich legte den Bass auf die Seite, schlich zu der massiven Tür und stellte mich auf die Zehenspitzen, um durch den Spion zu lugen. Kennedy stand da und lächelte mich an, erhellt vom Schimmer der zwei Verandalampen. Er konnte mich natürlich nicht sehen, aber er hatte diese Tür selbst oft geöffnet und kannte den Blick von innen fast ebenso gut wie ich.
Ich schloss die Tür auf und öffnete sie, ohne mich vom Türrahmen zu entfernen. »Kennedy? Was machst du denn hier?«
Er warf einen Blick hinter mich und registrierte die absolute Stille des Hauses. »Sind deine Eltern nicht zu Hause?«
Ich seufzte.
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