Ein scheinbar perfektes Leben by Michelle Hunziker

Ein scheinbar perfektes Leben by Michelle Hunziker

Autor:Michelle Hunziker [Hunziker, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2018-07-14T16:00:00+00:00


Eine Gruppe von Auserwählten

Das war das Ende meiner Freiheit.

Am Abend kam ich zu Aurora nach Hause und hatte Giovanni im Schlepptau, den einzigen Mann, den ich je mit nach Hause genommen habe – bis ich Tomaso kennenlernte. Auri erinnert sich noch gut an Giovanni, denn sie hat gerne Zeit mit ihm verbracht: Eines der Dinge, die mich an Giovanni anzogen, war seine Gabe, mit Kindern umzugehen, als wäre er selbst noch ein Kind. Und Auri strapazierte ihn gnadenlos: Am Meer musste er Wasserschlachten durchstehen und mit ihr tauchen. Er spielte mit Barbiepuppen, hüpfte auf dem Trampolin, zeichnete mit ihr und tat so, als tränke er Tee aus leeren Plastiktassen. Er wollte ihr Freund sein, nicht mit ihrem Vater in Wettbewerb treten – was ja auch richtig war. Die Rollen waren klar verteilt, und Auri gefiel das: Sie lebte mit mir und sah ihren Vater bzw. ihre Oma häufig. Für sie war alles im Lot.

Ich glaube nicht, dass Giovanni irgendwelche Hintergedanken verfolgte. Mir kam er vor wie ein zerbrechlicher Junge, beinahe so wie ich. Auch er war ein Opfer. Als Student wusste er nicht so recht, was er wollte, und wurde von Clelia plötzlich ins Showbusiness gesteckt. Um ihn an sich zu binden, lockte sie ihn mit der Glitzerwelt, mit der Möglichkeit, interessante Menschen kennenzulernen, darunter eben auch mich. Auch wenn ich ihm gefiel, letztlich blieb er vor allem Clelias Sohn. Das war eine schwere Last, zumal sie ja blinde Ergebenheit forderte.

Ich weiß nicht, ob er sich je gefragt hat, was davon zu halten war, dass er meine Anrufe kontrollierte und meiner Mutter sagte, ich sei nicht da: »Versuchen Sie es doch später noch mal, da werden Sie mehr Glück haben.« Die eigentliche Frage aber ist: Wäre er überhaupt imstande gewesen, sich diese Frage zu stellen? Wir waren beide Gefangene einer Situation, in der unser Leben völlig fremdbestimmt war.

Von der Zeit abgesehen, die ich mit Aurora verbrachte oder meinem Beruf nachging (auf der Bühne, bei Probeaufnahmen, im Gespräch mit Autoren und so weiter), gab es jetzt, wo Emanuele und die Tuenda meine Arbeit managten, keinen einzigen Aspekt mehr in meinem Leben, der nicht unter der Kontrolle der Sekte stand. Und diese hatte sich in ein Ungeheuer mit zwei Köpfen verwandelt, da jetzt nicht mehr Clelia allein an ihrer Spitze stand. Emanuele hatte sämtliche geschäftlichen Aktivitäten an sich gerissen.

Einer meiner Fehler war, dass ich mich diesem Mann genauso anvertraute, wie ich zuvor Franchino vertraut hatte. Nur dass Frank ein echter Profi war und Emanuele keinerlei Erfahrung hatte, obwohl er durchaus intelligent war. Ich ließ zu, dass er sich nicht nur um meine Verträge kümmerte, sondern in meinem Namen auch mit Kollegen, Autoren und den Fernsehanstalten verhandelte. Diese Aufgabe bedeutete ihm viel, daher wollte ich ihn nicht verärgern, sonst wäre ich wohl wieder bestraft worden. Da mir nun jede Kommunikation außerhalb der Sekte unmöglich war, übertrug ich Emanuele die Aufgabe, meinen Abschied von »Zelig« auszuhandeln. Dieser geschah in einer vergleichsweise kritischen Phase: Wir hatten einen enormen Erfolg gehabt und bereiteten uns darauf vor, zum zweiten Mal mit der Show auf Tour durch Italien zu gehen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.