Ein Panda ist kein Kaenguruh by Tanya Stewner

Ein Panda ist kein Kaenguruh by Tanya Stewner

Autor:Tanya Stewner [Stewner, Tanya]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Tierparkdirektor Grimm-Hartmüller

Die Direktorin rief die Auskunft an und tippte anschließend eine Nummer in ihr Handy. Währenddessen wurde Lillis Mutter zusehends unruhiger. Ihre Finger wühlten sich tief in ihr kurzes, rotes Haar, und sie stöhnte immer wieder.

Die Direktorin begann zu sprechen. »Evelyn Essig-Steinmeier hier, bitte entschuldigen Sie die nächtliche Störung.« Pause. »Ach, Sie kennen mich aus der Zeitung? Gut! Spreche ich denn mit Herrn Grimm-Hartmüller, dem Direktor des Tierparks Zupplingen?« Pause. »Oh … aha. Sie suchen Ihr Pandababy? Da kann ich Ihnen –«

Plötzlich entfuhr Lillis Mutter ein Schrei, und sie stürmte auf Frau Essig-Steinmeier zu. Mit einer hektischen Geste bedeutete sie der Direktorin, sie solle ihr das Telefon geben. Völlig verdutzt tat Frau Essig-Steinmeier, was Lillis Mutter wollte.

»Hier ist Regina Susewind … ja, die Nachrichtensprecherin aus dem Fernsehen«, erklärte sie.

Lilli wurde unbehaglich. Was hatte ihre Mutter vor?

»Ich habe gute Verbindungen zum Zoo«, antwortete Frau Susewind, scheinbar auf eine Frage, »deshalb wurde ich sofort informiert, als das Pandababy hier auftauchte.« Sie lauschte mit fiebrig konzentriertem Blick. »Nein, wir wissen nicht, wie der Panda hierherkam. Er war plötzlich einfach da!«

Lilli traute ihren Ohren kaum. Ihre Mutter log den Tierparkdirektor an! Frau Essig-Steinmeier schien nicht weniger entsetzt zu sein. Fahrig massierte sie sich die Schläfen, als habe sie Kopfschmerzen.

»Irgendjemand muss das Tier hergebracht haben, aber wir wissen nicht, wer«, log Frau Susewind weiter. »Es ist übrigens von einem Känguru adoptiert worden.« Pause. »Ja, ein Känguru … verrückt, nicht wahr?« Sie lachte schrill. »Nein, NEIN! Es ist nicht nötig, dass Sie die Polizei rufen. Dem Pandababy ist ja nichts passiert. Im Gegenteil, es geht ihm besser als vorher!« Pause. »Wie wäre es, wenn Sie herkämen und es sich selbst ansehen würden?« Der Direktor schien zuzustimmen, denn Lillis Mutter verabschiedete sich mit den Worten: »Gut, dann bis später.«

Schweigend gab sie Frau Essig-Steinmeier das Handy zurück. Die Direktorin nahm es mit eisiger Miene entgegen und sagte knapp: »Ich werde Herrn Grimm-Hartmüller am Eingang abholen.« Mit diesen Worten verließ sie den Kängurustall.

Lillis Mutter suchte den Blick ihrer Tochter. »Ich habe das gemacht, um dich zu schützen!«, rief sie, doch aus ihrer Stimme sprach eher Verzweiflung als Überzeugung.

Lilli wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und sagte: »Ah.«

Lillis Oma murmelte »Ich-fass-es-nicht« und schüttelte den Kopf. Dann nahm sie die Decke, die auf dem Boden lag, und krabbelte kurzerhand zu den Tieren ins Stroh.

Frau Susewind schaute ihr sprachlos dabei zu.

»Weckt mich, wenn dieser Grimm-Dingsmüller kommt«, grummelte Oma und schloss die Augen.

Lilli merkte nun erst, wie erschöpft sie war. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Jesahja, und schon ließen sie sich neben Oma im Stroh nieder. Finn zögerte nicht lange und legte sich ebenfalls dazu. Lillis Mutter, die noch immer mitten im Stall stand, machte eine hilflose Handbewegung und setzte sich schwer seufzend auf den Strohballen.

Als laute Stimmen sie aufweckten, hatte Lilli das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein. »Da wären wir!«, rief jemand, und im nächsten Augenblick kam Frau Essig-Steinmeier herein. Ihr folgte ein Mann, der eine nicht weniger beeindruckende Erscheinung war als sie selbst: hünenhaft groß, mit kerzengeradem Rücken und unbestechlichem Blick.



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