Warten bis der Frieden kommt by Kerr Judith

Warten bis der Frieden kommt by Kerr Judith

Autor:Kerr, Judith [Kerr, Judith]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als es wärmer wurde, nahm die Angst vor der Invasion wieder zu — bis zu dem Tag im Juni, bald nach Annas siebzehntem Geburtstag, an dem eine überwältigende Nachricht über das Radio kam. Die Deutschen hatten Rußland angegriffen.

»Aber ich dachte, die Russen und die Deutschen wären Verbündete!« rief Anna.

Papa hob eine Augenbraue. »Das dachten die Russen wohl auch«, sagte er. Es war klar, daß die Deutschen nicht eine neue Front im Osten eröffnen und gleichzeitig England überfallen konnten, und die Freude im Büro war groß. Die Bouillonpause wurde fast auf eine Stunde ausgedehnt, während der Mrs. Hammond einen General zitierte, der ihr gesagt hatte, die Deutschen könnten keinen Monat gegen Stalin standhalten. Miss Clinton-Brown dankte Gott; Miss Potter sagte, sie habe ihrem Wellensittich beigebracht »Nieder mit Stalin« zu rufen, und sie mache sich jetzt Sorgen, ob das nicht mißverstanden werden könnte; Mrs. Riley stand plötzlich auf, ergriff eine Stange, die man benutzte, um das Verdunkelungsrollo hochzuschieben, und demonstrierte, wie sie 1918 in der Music Hall die Britannia dargestellt hatte.

Danach zogen sich Anna und Mrs. Hammond ins Büro zurück, aber kaum hatten sie ein halbes Dutzend Briefe beendet, als sie schon wieder unterbrochen wurden. Diesmal war es Dickie, der unerwarteterweise Urlaub bekommen hatte. Er trug eine nagelneue Offiziersuniform.

»Examen b-bestanden, Ma«, sagte er. »Z-zweitletzter, aber b-bestanden. V-voll ausgewachsener F-flugkapitän Hammond!«

Mrs. Hammond war so entzückt, daß sie von Arbeit nichts mehr wissen wollte und Anna einlud, mit ihnen essen zu gehen.

»Wir gehen nach Hause«, sagte sie, was bedeutete: ins Claridge Hotel.

Anna war erst einmal dort gewesen, um Briefe abzuliefern, die Mrs. Hammond im Büro hatte liegen lassen, und damals war sie nur bis zum Portier vorgedrungen. Jetzt segelte sie in Mrs. Hammonds Gefolge über den dicken Teppich der Halle und durch eine Schwingtür in den säulengeschmückten Speisesaal, wo ihnen der Oberkellner entgegenkam (Guten Morgen, Mrs. Hammond, guten Morgen, Mr. Richard) und sie an ihren Tisch geleitete. Um sie herum saßen hauptsächlich Leute in Uniform, meist »hohe Tiere«; sie redeten, aßen und lachten, und das Geräusch ihrer Unterhaltung erfüllte den Raum.

»Ein Schluck zu trinken!« rief Mrs. Hammond, und vor Anna erschien ein Glas mit etwas, das Anna für Gin hielt. Es schmeckte ihr nicht sehr, aber sie trank. Dann brachte der Kellner das Essen, und während sie sich durch ein großes Stück Huhn hindurcharbeitete, begann sie sich sehr glücklich zu fühlen. Sie brauchte nicht viel zu sagen, denn Mrs. Hammond und Dickie sprachen über das Gut und über einen von Dickies Hunden. (»Bist du sicher«, fragte er, »daß W-wilson mit ihm die W-wurmkur gemacht hat?«) Anna hatte also Zeit, sich im Raum umzuschauen, und sie bemerkte als erste den dünnen Mann in Airforce-Uniform, der auf sie zukam. Er trug ziemlich viel Goldlitzen an sich, und sobald Dickie ihn erblickte, sprang er auf und grüßte. Der Mann nickte und lächelte kurz, aber seine Aufmerksamkeit galt Mrs. Hammond.

»Stiefel«, schrie er, und sie antwortete entzückt: »Jack! Wie reizend! Komm und setz dich!«

Sie stellte ihn Dickie und Anna als einen Luftmarschall vor, von dem sogar Anna gehört hatte.



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