Ein dunkles Spiel. Kriminalroman by Habekost Britta

Ein dunkles Spiel. Kriminalroman by Habekost Britta

Autor:Habekost, Britta [Habekost, Britta]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Krimi, Spannung, Polizei, Kommissare, Geheimnis, Entfuehrung, Mord, Kidnapping-Agentur, Mannheim, Liebe
ISBN: 978-3-95952-127-7
Herausgeber: dotbooks GmbH
veröffentlicht: 2016-08-03T22:00:00+00:00


Kapitel 16

Die Tür zu Harald Sperlings Villa öffnete ihnen eine junge Frau, die nach Pfingstrosen, Poolwasser und viel Freizeit duftete und nur in ein dünnes Strandtuch gehüllt war. Sie stellte sich als Julia Zimmermann vor und führte die Besucher ohne große Fragen durchs Erdgeschoss in den parkartigen Garten. Lichte erschrak fast ein wenig über die gediegene Atmosphäre aus Lebensfreude und Sorglosigkeit, die hinter dem Haus herrschte. Er fühlte sich schlagartig an einen Urlaubsort versetzt und schaute neidisch auf die glitzernde Oberfläche des Pools. Dieser Ort strahlte Ruhe und Schwerelosigkeit aus, ein echtes Refugium. Er machte ihm bewusst, wie müde und ausgelaugt er war und wie dringend er eigentlich hätte in diesen Pool springen und sich anschließend auf dem Gras in die Sonne legen müssen.

Harald Sperling war der perfekte Bewohner dieses Gartens. Er saß in einen schwarzen Seidenmantel gehüllt auf einer Couch aus Korb, trank Eistee und rauchte eine kubanische Zigarre. Und schaffte es wundersamerweise trotzdem, nicht wie ein alternder Playboy auszusehen. Im Gegenteil. Er wirkte wie ein Mann, der sein ganzes Leben darauf gewartet hatte, hier zu sitzen und den Rest davon zu genießen. Lichte fiel schlagartig das Bild ein, das er von diesem Mann in seiner Erinnerung hatte. Damals war er bullig gewesen, blass und schwammig, kurz angebunden und arrogant. Sein gefärbtes Haar hatte er in Michael-Douglas-Manier getragen, über teuren Seidenkrawatten und steifen Krägen. Davon war nichts mehr übrig geblieben.

Harald Sperling sah jetzt so aus, als würde die junge Frau, die hinter ihnen wieder im Haus verschwunden war, ihm jeden Morgen einen grünen Smoothie verordnen und ihn zum Joggen schicken. Oder aber er war ganz einfach das, was er vor fünf Jahren definitiv nicht gewesen war – glücklich und zufrieden.

Sein weißes Haar war unfrisiert und schulterlang, und in seinem gebräunten Gesicht lag ein neugieriges, jugendliches Lächeln, das ihn zehn Jahre jünger wirken ließ als damals. Er sprang auf, streckte seine Hand aus und erstarrte im selben Moment. Er hatte erkannt, wer da vor ihm stand. Schlagartig spannte sich sein Gesicht an.

Jelene bat ihn, sich zu setzen.

»Was ist los?«, fragte Sperling.

»Es geht um Ihre Exfrau.«

»Um wen denn sonst?«, seufzte er düster.

Nico Lichte war dankbar, dass Jelene es kurz machte. »So wie es aussieht, hat sie sich letzte Nacht das Leben genommen.«

Sperlings Reaktion überraschte Lichte nicht im Mindesten. Der Mann wirkte betroffen und erleichtert zugleich. Er ließ sich auf die Korbcouch sinken und wies auf die ausladenden Sessel aus dem gleichen Material, die sich um einen chinesischen Opiumtisch gruppierten.

Harald Sperling zog abwesend an seiner Montecristo, als müsste er sich erst sammeln.

»Sie sind nicht überrascht?«, fragte Jelene vorsichtig.

»Nein, wirklich überrascht bin ich nicht«, erwiderte Sperling. Er legte die Zigarre mit bedauerndem Blick in den Aschenbecher, als könnte er sie nicht länger genießen. »Bea war eine ziemlich labile Person. Ich weiß, dass sie mit der Trennung nicht gut zurechtgekommen ist. Und ihre ganze Persönlichkeit …« Er ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen, als wüssten seine beiden Gäste genau, was er sagen wollte. »Warum sind Sie hier?«, fragte er dann.

»Herr Sperling, wir haben erst kürzlich mit Ihrer Exfrau über einen aktuellen Fall gesprochen.



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