Drachengasse 13 02 - Geister aus der Tiefe by Perplies Bernd & Humberg Christian

Drachengasse 13 02 - Geister aus der Tiefe by Perplies Bernd & Humberg Christian

Autor:Perplies, Bernd & Humberg, Christian [Perplies, Bernd ]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-07T00:00:00+00:00


Kapitel 8

Zu den Waffen!

Die Nacht zog sich gerade erst aus Bondingor zurück, da stapften Sando und Tomrin schon die Drachengasse zur Hausnummer 13 hinauf.

Es hatte stundenlang geregnet. Nun war die Stadt abgekühlt. Frühes Morgenrot lag über den kleinen Häusern, von deren Dächern immer noch das Wasser aufs Kopfsteinpflaster tropfte. Bis auf Vogelgezwitscher und gelegentliches Hufgeklapper, das aus irgendwelchen Nebenstraßen drang, war noch alles still. Die Bewohner der Drachengasse lagen friedlich schnarchend in den Betten, während im benachbarten Handwerkerviertel die Bäcker und Fleischer schon ihr Tagewerk begannen.

Sando und Tomrin hatten kaum geschlafen. Zu groß war ihre Sorge um den vermissten Bortha. Stundenlang hatten sie sich in ihren Betten gewälzt, aber keine Ruhe gefunden. Sandos Laune war entsprechend mies, als er mit Tomrin und Pip zu ihrem Geheimversteck ging. Trotzdem bedachte er das Schwert, das Tomrin mitgebracht hatte, mit einem anerkennenden Blick.

„Das Teil ist echt nicht schlecht“, lobte er. Dabei ließ er den Blick über die Waffe gleiten, die Tomrin an einem Gurt quer über dem Rücken trug. Er sah sie nicht zum ersten Mal, doch sie beeindruckte ihn nach wie vor.

„Ja, du hast recht“, pflichtete Tomrin ihm bei. „Mein Vater hätte mir kein schöneres Geschenk zum zwölften Geburtstag machen können.“ Er klang noch immer so stolz wie am ersten Tag.

Sando seufzte ein wenig neidisch. „Du hast es gut. Onkel Gump schenkt mir höchstens mal ein Flaschenschiff oder eine Meerschaumpfeife.“

Verdutzt hielt Tomrin inne. „Eine Pfeife? Im Ernst? Aber du rauchst doch gar nicht.“

„Natürlich nicht!“ Sando verzog angeekelt das Gesicht. „Aber für meinen Onkel gehört eine Pfeife einfach dazu. Jeder Zwerg, der etwas auf sich hält, besitzt mindestens eine – und jeder Seemann sowieso. Findet Gump. Er hat mir die Pfeife auch nicht zum Rauchen geschenkt, sondern damit ich eine habe.“

Tomrin grinste. „Dein Onkel ist schon lustig.“

„Seezwerg durch und durch“, sagte Sando lachend. Dann deutete er auf die Klinge. „Hast du eigentlich noch mehr Schwerter?“

Er selbst hatte meist einen schlanken Dolch bei sich. Zwar wandte er nicht gern Gewalt an, aber er lebte schon lange genug in den dunkleren Straßen Bondingors, um zu wissen, dass es manchmal nicht anders ging.

„Nein, nur dieses eine“, sagte Tomrin. „Und damit soll ich eigentlich nicht durch die Stadt spazieren. Ich darf es nur zu Paraden und besonderen Anlässen bei Hof tragen. Wenn mein Vater wüsste, dass ich es heute dabeihabe, würde er es mir sofort abnehmen.“

Sando nickte. Ritter Ronan Bärenherz von Wiesenstein nahm es mit der Erziehung seines Sohnes sehr genau. Das hatte Sando in der Zeit, die er nun schon mit Tomrin befreundet war, gelernt.

Eine Weile gingen die Jungen schweigend nebeneinander her. Dann sagte Sando: „Es ist gut, dass du es mitgebracht hast. Wenn wir zu den Verbotenen Hügeln gehen …“ Er brach ab und bekam plötzlich eine Gänsehaut. Die Erinnerungen an die Nacht, in der Bortha verschwunden war, kamen zurück – Erinnerungen an unheimliche Lichter in der Dunkelheit und an seltsame Geräusche. Es kostete ihn einige Mühe, sie zu verdrängen. „Jedenfalls schadet es nicht, noch eine Waffe dabeizuhaben. Die Grubenjungs werden sicher auch nicht ohne Waffen aufkreuzen.



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