Dornröschen muss sterben by Ulrike Barow

Dornröschen muss sterben by Ulrike Barow

Autor:Ulrike Barow [Barow, Ulrike]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-86412-197-5
Herausgeber: Leda-Verlag
veröffentlicht: 2015-03-21T23:00:00+00:00


Kapitel 27

Michael Röder und Thomas Zahn näherten sich vorsichtig der Antje.

»Wenn ich den Geräuschen Glauben schenken darf, liegt er drin und pennt«, flüsterte Röder. »Wir sollten jedoch trotzdem vorsichtig an die Sache rangehen. Wer weiß, wie der auf seine Festnahme reagiert.«

»Michael, ich weiß, du würdest ihn am liebsten gleich festnehmen, aber wir sollten ihm gegenüber wirklich erst einmal von einer Befragung ausgehen. Das entschärft die Lage vielleicht ein wenig. Außerdem können wir ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht das Geringste nachweisen.«

»Du hast ja recht, Thomas. Ich will auch nicht mit dem Schnack anfangen, dass ich da so was im Gefühl habe, aber ist es nicht ein wenig zu viel Zufall, dass er ausgerechnet die beiden Mordopfer – ich sage jetzt einfach mal Mordopfer – gekannt hat?«

Thomas Zahn nickte. »Verdächtig ist das schon. Umsonst holen wir uns den Mann ja auch nicht. Aber lass noch Platz für andere Möglichkeiten. Sonst verrennen wir uns, das habe ich doch schon vorhin versucht, dir klarzumachen.«

Vorsichtig setzten sie ihre Füße voreinander, damit der Steg nicht unnötig ins Schaukeln geriet, bis sie das Boot erreicht hatten.

Auf dem Nachbarboot steckte der Eigner seinen Kopf aus der Luke und rieb sich verwundert die Augen, als er die zwei Polizisten auf sich zukommen sah. »Gehen Sie bitte unter Deck, zu Ihrer eigenen Sicherheit«, forderte Michael Röder den Mann leise, aber bestimmt auf. »Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn alles vorbei ist.«

Röder zog seine Dienstwaffe, was sein Kollege mit einem kaum feststellbaren Kopfschütteln registrierte. Röder bemerkte es trotzdem und raunte ihm zu: »Ist ja schon okay, aber wer weiß? Könnte sein, dass ihr mir noch einmal dankbar seid.«

»Na klar, ich spendier dir dann einen Sanddorngrog«, ließ Thomas Zahn vernehmen, während er laut und kräftig auf das Kajütendach klopfte. »Herr Beyer, sind Sie da drin? Machen Sie bitte die Tür auf. Hier ist die Polizei und möchte sich mit Ihnen unterhalten.«

Ein lautes Stöhnen aus dem Inneren der Kabine war die einzige Antwort.

»Herr Beyer, machen Sie auf, sonst kommen wir herein. Notfalls auch durch die geschlossene Tür.« Röder klopfte ungeduldig noch einmal kräftig auf das Dach.

Inzwischen regte sich auch auf den anderen Booten Leben. Ein Kopf nach dem anderen reckte sich neugierig dem Geschehen entgegen. »Bitte bleiben Sie in ihren Booten«, sagte Thomas Zahn mit erhobener Stimme. »Es ist alles in Ordnung.«

Michael Röder klopfte ein drittes Mal und bemerkte gleichzeitig, dass die Kajütentür gar nicht verschlossen war. Mit einem Ruck riss er sie auf und schwang sich mit einem gewagten Satz den Niedergang hinunter in die Kajüte der Antje.

Röder konnte nicht verhindern, dass ihm ein heftiger Würgereiz den Atem nahm. Auf einer Sitzbank lag Hendrik Beyer und schlief mit offenem Mund. Dem Gestank nach zu urteilen, musste der Mann sich in irgendwelchen Tierexkrementen oder auch in seinen eigenen gewälzt haben, für das Duschen danach aber hatte die Energie wohl nicht mehr gereicht. Sein lautes Schnarchen erfüllte den Raum, was ihn jedoch in keiner Weise zu stören schien. Auch dass es in der Kajüte außerdem intensiv nach Schnaps, Urin und Zigaretten stank, hinderte den Mann nicht am Tiefschlaf.



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