Die Tote by Marion

Die Tote by Marion

Autor:Marion
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-01T16:00:00+00:00


SIEBEN

Um fünf Uhr am nächsten Morgen wurde Charlotte wach. Der Platz neben ihr war immer noch leer und kalt. Durch die Jalousien drang nur das fahle Licht der noch nächtlichen Stadt. Sie knipste die Stehlampe neben dem Sofa an und griff nach ihrem Handy. Nichts. Sie sprang aus dem Bett. Da stimmte doch was nicht. Sie warf ihr Notebook an, suchte die Nummern sämtlicher Krankenhäuser Hannovers heraus und begann sie abzutelefonieren. Ohne Erfolg. Nirgends war ein Rüdiger Bergheim eingeliefert worden, und einen Unfall mit Personenschaden hatte es in dieser Nacht auch nicht gegeben.

Sie wanderte ruhelos durchs Wohnzimmer und zupfte an ihrer Unterlippe. Mittlerweile war es halb sieben. Schnell ins Bad, bevor ihre Mutter aufstand. Jan würde wohl bis zum Nachmittag schlafen. Jedenfalls glaubte sie, dass zumindest der zu Hause war, denn seine Zimmertür war gestern Abend geschlossen gewesen. Wenn er nicht da war, ließ er sie offen.

Eine halbe Stunde später stand sie mit einem Becher Kaffee in der Hand am Küchentisch. Ihre Mutter war aufgestanden, hatte Kaffee gekocht und beobachtete ihre Tochter besorgt.

»Glaubst du wirklich, dass da was passiert ist? Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Er ist doch so ein starker Mann und obendrein Polizist«, versuchte sie Charlotte zu beruhigen. Doch die hörte sie gar nicht, trank ihren Kaffee aus und verließ die Küche.

»Ich fahre zur Direktion. Falls Jan aufsteht, sag erst mal nichts, aber bleib am Telefon, bitte.«

»Natürlich, Kind«, rief ihre Mutter ihr hinterher, aber Charlotte war schon zur Tür raus.

Auf dem Weg zum Auto rief sie ihren Vater an, der sich natürlich nicht meldete. Sie hinterließ eine Nachricht und bat ihn dringend, sie anzurufen. Dann waren Bremer und Hohstedt an der Reihe. Sie alle hatten Rüdiger zuletzt in der KFI gesehen und seither nichts mehr von ihm gehört. Hohstedt war ziemlich genervt, als Charlotte anrief. Ob er denn nicht einmal in seinem verdammten Polizistenleben ausschlafen könne. Nein, wo Rüdiger war, wusste er nicht. War der nicht noch krankgeschrieben? Na, vielleicht war er einfach mal versackt. Charlotte konnte sich Hohstedts dämliches Grinsen vorstellen und drückte das Gespräch weg.

In der Direktion ging sie zuerst in Rüdigers Büro, das er erst vor wenigen Monaten bezogen hatte. Früher hatten Charlotte und er sich ein Büro geteilt, aber da sie immer häufiger unterschiedliche Fälle bearbeiteten, hatte er bei Ostermann ein eigenes Büro beantragt und auch bekommen. Der hatte dafür extra einen Teil des Großraumbüros abtrennen lassen.

Sein Platz war verwaist. Der Schreibtisch aufgeräumt, sein Stuhl ordentlich unter den Tisch geschoben. Sie versuchte es in ihrem eigenen Büro. Ebenfalls leer. Charlotte wusste nicht weiter. Wo sollte sie noch suchen? Bei seiner Exfrau anrufen? Nein, sie hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Seine frühere Nachbarin, vielleicht. Er und Grit waren früher mal befreundet gewesen. Aber sie konnte doch nicht alle seine Exfreundinnen ausfindig machen und anrufen. Und Familie hatte er keine, außer seinem Sohn. Die Mutter war seit über zehn Jahren tot, und seinen Vater hatte er nie kennengelernt.

Charlotte setzte sich an ihren Schreibtisch und überlegte. Sie hatte keine Möglichkeit, ihn polizeilich suchen zu lassen.



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