Die Schande von Missoula by Krakauer Jon

Die Schande von Missoula by Krakauer Jon

Autor:Krakauer, Jon
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492973359
Herausgeber: Piper Verlag GmbH
veröffentlicht: 2016-09-15T13:54:11+00:00


* Name geändert.

Kapitel 16

Im Februar 2012 leitete der Studiendekan der University of Montana, Charles Couture, ein Disziplinarverfahren gegen den Quarterback Jordan Johnson ein wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung von Cecilia Washburn. Der Fall war schnell umstritten, zum einen wegen Johnsons Bekanntheit, zum anderen wegen der Taktik der verbrannten Erde, die sein Verteidiger anwandte.

Nachdem man im Sportinstitut der UM von Johnsons Anklage wegen Vergewaltigung erfahren hatte, sorgte man dort dafür, dass er von David Paoli verteidigt wurde, einem ortsansässigen Anwalt, der im nationalen Verwaltungsrat von Grizzly Athletics saß und in den frühen 1980er-Jahren über ein Footballstipendium an der UM studiert hatte. Als Noseguard war Paoli die Stütze der Verteidigungslinie für die Grizzlies und für sein heftiges Tackling bekannt gewesen. Aber Paoli war kein Sportidiot. Nach einem ausgezeichneten Abschluss an der Juristischen Fakultät der UM im Jahr 1986 hatte er für einen Bundesrichter gearbeitet, im Jahr 1992 seine eigene Kanzlei eröffnet und sich mit der Zeit in Montana einen hervorragenden Ruf als Anwalt erarbeitet. Im Jahr 2011 hatte die Montana Trial Lawyers Association Paoli als »Strafverteidiger des Jahres« ausgezeichnet.

Über die Jahre hinweg hatte Milt Datsopoulos, der auch Beau Donaldson verteidigte, zahlreiche Griz-Sportler, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, juristisch beraten. Aber Datsopoulos war inzwischen 71 Jahre alt. Jordan Johnson war der beliebteste Sportler des Bundesstaats. Einflussreiche Leute im Umfeld der University of Montana glaubten anscheinend, dass der 51-jährige David Paoli, bekannt für seine Angriffslust, angesichts der schweren Anschuldigungen die bessere Wahl als Verteidiger für Johnson war.

Jordan Johnson beauftragte ihn mit seiner Verteidigung, und Paoli bediente sich von Anfang an einer extrem aggressiven Taktik, scheute keine Ausgaben. Dekan Couture hatte in seinem Brief an Johnson, in dem er ihn über die Untersuchungen der Universität informiert hatte, ausdrücklich gewarnt:

Jeglicher Kontakt mit Ms Washburn, auch über Dritte, ist Ihnen untersagt. Dies ist eine äußerst vertrauliche Angelegenheit, daher dürfen Sie Ihr mutmaßliches Fehlverhalten auch mit niemand anderem besprechen. Jeder Verstoß gegen diese Vorschriften führt zu einem sofortigen Verweis von der Universität.

Am 15. Februar, drei Tage nachdem Johnson diese Warnung erhalten hatte, protestierte Paoli telefonisch beim Universitätsjustiziar David Aronofsky gegen das Kontaktverbot mit der Begründung, dass er, als Johnsons Verteidiger, das Recht habe, Zeugen zu befragen. In einer nachfolgenden E-Mail an Paoli stimmte Aronofsky ihm zu, forderte ihn aber zur Zurückhaltung auf:

Die Universität erlaubt Ihnen, eine Untersuchung für Ihren Klienten durchzuführen, weil Sie damit Ihre berufliche Pflicht erfüllen, allerdings mit der Einschränkung, dass eine Kontaktaufnahme mit dem mutmaßlichen Opfer, direkt oder über Dritte, derzeit wegen des Kontaktverbots nicht angemessen ist.

Ich schlage daher vor, dass Sie bis zur Besprechung am nächsten Dienstag bei Ihrer Untersuchung umsichtig vorgehen, weil wir alle dort Informationen bekommen könnten, die das weitere Vorgehen bestimmen.

Am 17. Februar engagierte Paoli, entgegen der Empfehlung von Aronofsky, zu warten, bis die gegnerischen Parteien die Gelegenheit gehabt hatten, das weitere Vorgehen zu besprechen, den Privatermittler Mark Fullerton. Er sollte Cecilia Washburns Haus überwachen und dann, wenn sie sich garantiert nicht auf dem Grundstück aufhielt, ihre beiden Mitbewohner befragen und so Beweise sammeln, die ihre Behauptung, Jordan Johnson habe sie vergewaltigt, infrage stellen könnten.



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