Die Melodie der Schatten by Maria W. Peter

Die Melodie der Schatten by Maria W. Peter

Autor:Maria W. Peter [Peter, Maria W.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2018-09-24T07:52:05+00:00


Kapitel 38

»Ich werde einige Tage unterwegs sein. Aber zum Ball bin ich rechtzeitig zurück.«

Obgleich diese Information an seine Haushälterin gerichtet war, bemerkte Aidan, dass Lady Fiona Hemington, Fiona, diese ebenfalls vernommen hatte. Ihr Kopf schnellte hoch, und ihre Augen wurden groß, was sie auf eine faszinierende Art anziehend wirken ließ.

Seine Fingerspitzen kribbelten, und er versuchte, sich wieder auf das Gespräch mit Glenna Dunnett zu konzentrieren.

»Ich gehe davon aus, dass du in der Lage bist, alle notwendigen Arbeiten zu beaufsichtigen. Dieses Fest, nun ja, ich bin zuversichtlich, dass nicht mehr viel zu tun bleibt.«

»Sicher, Master Aidan.« Der Mund der älteren Frau war nur noch ein schmaler Strich.

Sie zeigte deutlich, dass ihr missfiel, was er vorhatte. Doch wusste sie, dass niemand ihn davon würde abhalten können. Also versuchte sie es erst gar nicht, sondern tat, wie ihr geheißen.

Kluge Glenna.

Aidan lächelte dünn und gab ihr ein diskretes Zeichen. Sie nickte.

Dann wandte er sich Fiona zu. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihren Blick nicht von ihm gelassen hatte, und nun, da er sie direkt anschaute, hoben sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen, zaghaften Lächeln.

Ein warmer, brennender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus. Der Widerklang eines Gefühls, das er so lange nicht mehr empfunden hatte, von dem er geglaubt hatte, nicht mehr dazu fähig zu sein.

Zugleich überrollte ihn erneut eine Woge von Schuldgefühlen.

»Wenn es Ihnen recht ist, werde ich mich um die Dekoration für den Ball kümmern, während Sie unterwegs sind«, schlug sie zögernd vor. »Haben Sie eine bestimmte Vorstellung davon, wie diese aussehen soll?«

Dieser ernsthafte, aufrechte Blick. So völlig ohne Arg.

»Ich bin sicher, dass Sie das gut machen werden«, antwortete er gepresst. »Ich habe … größtes Vertrauen in Sie.«

Ein leichter Hauch von Röte überzog ihre cremefarbenen Wangen. Ihre Lider flatterten einen kurzen Moment, schließlich senkte sie den Blick. »Dann hoffe ich, dass es Ihnen gefallen wird, wenn Sie zurück sind.«

Aidan nickte langsam. »Ja, wenn ich zurück bin.«

Ein angespanntes Schweigen entstand, gerade so, als warte jeder von ihnen darauf, dass der andere noch etwas sagen würde.

Es kostete Aidan Mühe, der jungen Frau, die ihn so vertrauensvoll ansah, in die Augen zu blicken. Wusste er doch, dass er mit seinem Vorhaben ihr Leben zerstören würde. Er spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte.

So war es eben. Er war verflucht. Verflucht dazu, Menschen, die ihm vertrauten, die ihm etwas bedeuteten, Unglück zu bringen.

»Ich mache mich dann auf den Weg, bevor es dunkel wird.« Seine Stimme klang belegt. »Seoc hat das Pferd bereits gesattelt und wartet auf mich.«

Einem Impuls folgend, umfasste er ihre Hand, kostete den kurzen, wundervollen Moment aus, in dem seine Finger die ihren berührten. Ihre kühle, glatte Haut linderte die Hitze in seinem Körper und entfachte diese zugleich aufs Neue.

»Passen Sie auf sich auf, Mylady«, sagte er heiser.

Fiona nickte und trat einen Schritt beiseite. »Gott segne Sie.«

Statt einer Antwort wandte Aidan sich um, griff nach Hut und Mantel, die Mrs Dunnett ihm reichte, und schritt durch die Tür.

Ein diesiger Herbsttag lag vor ihm und hüllte Bäume, Büsche und Gräser in einen dichten, weißen Schleier, wie in einen Trauerflor.



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