Die Liga der Siebzehn - Im Netz des Feindes: Band 2 (German Edition) by Richard Paul Evans

Die Liga der Siebzehn - Im Netz des Feindes: Band 2 (German Edition) by Richard Paul Evans

Autor:Richard Paul Evans [Evans, Richard Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Baumhaus)
veröffentlicht: 2014-10-07T22:00:00+00:00


28

Sharon Vey

Vierunddreißig Kratzer. Sharon Vey hatte die Tage ihrer Gefangenschaft durch Kratzer in den Betonboden ihrer Zelle festgehalten. Der Raum war keine zehn Quadratmeter groß, zwei Drittel davon nahm ihr Metallkäfig ein.

Sie saß mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe gelehnt, als Hatch die Zelle betrat. »Hallo, Sharon.« Ein Summer ging an, und Hatch tippte den erforderlichen Code ein. Mrs Vey wandte sich von ihm ab.

»Haben Sie mich schon vermisst?«, fragte Hatch.

Immer noch keine Antwort.

»Ich hoffe, dass Ihre Unterkunft zu Ihrer Zufriedenheit ist.«

»Sie können mich hier nicht festhalten.«

»Natürlich kann ich das.«

»Damit werden Sie nicht durchkommen. Sie werden mich finden.«

Hatch runzelte mit gespielter Besorgnis die Stirn. »Wer wird Sie finden?«

Mrs Vey antwortete nicht. Sie wusste, dass es dumm gewesen war, das zu sagen. Niemand würde sie hier finden. Sie war sich nicht einmal sicher, wo sie überhaupt war.

»Ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht das kleine unfähige Polizeirevier in Meridian, Idaho meinen. Erstens steht es unter unserem Kommando. Zweitens sind Sie, meine Liebe, sehr, sehr weit entfernt von Idaho. Und Ihre einzige Möglichkeit, jemals wieder dorthin zurückzukehren, besteht darin, es nicht mehr zu wollen.«

»Ich weiß, wer Sie sind«, fauchte sie.

»Wirklich?« Er setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum, und ein amüsiertes Grinsen schmückte sein Gesicht. »Spannen Sie mich nicht so lange auf die Folter, sagen Sie es mir.«

»Sie sind Jim Hatch.«

»Ich bevorzuge Dr. Hatch, aber ja, so nannte man mich einst.«

»Mein Mann hat mir von Ihnen erzählt.«

»Und was genau hat Ihr verstorbener Ehemann über mich zu sagen gehabt?«

»Er sagte, Sie seien ein instabiler, teuflischer, wahnhafter Mensch mit Tendenzen zum Größenwahn.«

Hatch lächelte. »Hat er Ihnen auch gesagt, dass ich gefährlich bin?«

Mrs Vey starrte ihn kalt an. »Ja.«

»Das war schon immer das Besondere an Ihrem Mann, er nahm nie ein Blatt vor den Mund.«

»Wo ist mein Sohn?«

»Wir haben ihn sicher weggesperrt, während wir ihn umerziehen.«

»Ich will ihn sehen.«

»Wenn wir fertig sind, werden Sie ihn sehen. Sobald er gebrochen ist und willig, sich zu unterwerfen, werden Sie ihn sehen. Möglicherweise werden Sie ihn nicht wiedererkennen, aber Sie werden ihn auf jeden Fall sehen.«

»Sie werden es niemals schaffen, ihn zu brechen.«

»Da widerspreche ich Ihnen. Wenn die Psychologie uns etwas gelehrt hat, dann ist es, dass jeder Mensch eine Sollbruchstelle hat. Jeder.«

»Ich will meinen Sohn sehen!«, schrie sie.

»Ergreifend. Wirklich, ich bin bewegt. Eine Mutter schreit nach ihrem Sohn. Aber was Sie wollen, ist nicht von Bedeutung. Alles, was zählt, ist, was ich will. Davon abgesehen ist er noch nicht bereit. Er ist ein besonderer Junge. Und wenn wir fertig sind, wird er für unsere Sache von großem Wert sein.«

»Es gibt doch gar keine Sache, außer Ihrer Gier nach Macht.«

Hatch grinste finster. »So wie Sie das sagen, hört es sich an, als wäre es eine schlechte Sache.« Er beugte sich zu den Gittern vor. »Die Gier nach Macht war schon immer das Einzige, das die Welt ändern konnte. Natürlich verpacken wir es in edle Absichten, aber am Ende sind Politik und Religion wie Würstchen – sie sind gut, aber es ist am besten, wenn man nicht weiß, was alles drin ist.



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