Die lange Nacht des Richard M. (German Edition) by Friebel Michael

Autor:Friebel, Michael [Friebel, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction, Mystery, Thriller, Horror
veröffentlicht: 2014-08-22T22:00:00+00:00

Obwohl es in den USA als völlig normal galt, habe ich nie eine Schusswaffe besessen und auch nie den Umgang damit gelernt; ich lehnte von je her Mordinstrumente jeden Kalibers ab. Trotz dieser eher pazifistischen Gesinnung war mir klar, dass es für einen Staat nicht gerade von Vorteil war, komplett auf einen Militärapparat zu verzichten – es gab zu viele böse oder verrückte Egomanen auf dieser Welt, gegen die man sich verteidigen können musste. Dennoch machte ich stets einen großen Bogen um Streitkräfte aller Art, denn mir gefiel der ganze Job nicht: Weder der Umgang mit Waffen, noch der machomäßige Drill, noch die hierarchische Struktur – und außerdem habe ich ganz allgemein etwas gegen ein Übermaß an Pflichten und blindem Gehorsam. Insofern war ich recht froh, nie dazu gezwungen worden zu sein, eine militärische Grundausbildung zu absolvieren. Nun kam ich allerdings nicht darum herum, im Schnellverfahren den Umgang mit scampischen Waffen zu erlernen.

Fast sofort, nachdem die Entscheidung für Williams Plan gefallen war, hatten die Scamps ein ganzes Arsenal von eigenartigen Pistolen, Gewehren und Granaten angeschleppt. Einige meiner hiesigen Mitmenschen waren bereits damit vertraut, den übrigen erklärte Williams in wenigen Minuten die wichtigsten Funktionen. Jeder bekam eine Laserpistole, wie sie Holden dem Scamp bei unserer Begegnung in dem bewaldeten Tal abgenommen hatte. Zog man den Abzug leicht durch, sandte die Waffe einen schwachen Laserstrahl aus, mit dem man sein Ziel anvisieren konnte. Zog man den Abzug ganz durch, schoss die Waffe einen hochenergetischen Lichtimpuls ab, mit dem sich mühelos Stahl bis zu drei Zentimeter Dicke durchdringen ließ – so sagte man uns wenigstens; ein paar Übungsschüsse ließen sich an Bord des Diskus verständlicherweise nicht durchführen. Die Waffe hatte eine Ladekontrolle, die zu blinken begann, wenn die gespeicherte Energie noch für maximal drei Schüsse reichte. Mit einer frisch aufgeladenen Pistole hatte man etwa 20 Schuss zur Verfügung. Zwei der Scamps führten Ladekonsolen mit sich: unförmige, motorisierte Klötze auf Rädern, die man mit einem Steuerungskabel in die Richtung lenken konnte, in die man sich selbst bewegen wollte. War eine Waffe leergeschossen, konnte man sie dort in eine von zahlreichen Kerben einklinken – in wenigen Minuten war sie dann wieder aufgetankt – und sich so lange eine andere herausnehmen.

Des Weiteren erhielt jeder eine scampische Schrotflinte, wie ich sie schon auf der Erde kennengelernt hatte. Zu diesem Rohr von etwa 40 cm Länge gehörte jeweils ein etwas kürzerer Köcher, der sich ganz hervorragend an einem menschlichen Oberschenkel schnallen ließ. Zu guter Letzt erhielt jeder einen Satz Handgranaten. Es waren etwa zehn Zentimeter lange Metallzylinder, an deren einem Ende eine schwarze Schutzkappe saß. Entfernte man diese, so kam der Schalter zum Vorschein, mit dem man die Granate zündete; man hatte dann noch sechseinhalb Sekunden, um sie fortzuwerfen und sich selbst rasch davon zu entfernen. Williams schärfte uns jedenfalls ein, dass es nicht sehr gesund sein würde, sich in einem Radius von zehn Metern um das Explosionszentrum aufzuhalten. Die Granaten überreichte man uns in einem Patronengurt, der 16 Stück fasste. Ich hängte mir das Ding quer über

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