Die Geheimnisse der sieben Weltreligionen by Langbein Walter-Jörg

Die Geheimnisse der sieben Weltreligionen by Langbein Walter-Jörg

Autor:Langbein, Walter-Jörg
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2017-03-08T16:00:00+00:00


Der achtteilige Pfad ist ein Prozeß des Lernens und der Selbstkontrolle. Ziel dieser Entwicklung ist es, das Leid aufzuheben. Während des Lernens hält sich der Buddhist stets die »edlen Wahrheiten« vor Augen. Diese »edlen Wahrheiten« kann man als Kern buddhistischen Denkens ansehen:

Leben ist immer mit Leiden verbunden. Damit ist nicht der Schmerz gemeint, der jedem Menschen immer wieder widerfahren mag. Das buddhistische Verständnis von Leid ist ein anderes. Jeder Suchende strebt nach der Erlösung durch die Aufhebung der einengenden Individualität. Das irdische Leben bietet viele Ablenkungen, die den Suchenden vom Weg in das Glück des ganz anderen Seins abbringen. Deshalb ist alles Leid, was die Erlösung hinausschiebt und zu immer neuen Wiedergeburten führt.

Unkenntnis über das Glück jenseits der Individualität baut Leid auf. Unkenntnis führt dazu, daß der Mensch immer wieder neu geboren werden muß, bis er den richtigen Weg eingeschlagen hat – und ans Ziel gekommen ist. Weitere Quellen des Leides sind die Begierden des Menschen und sein Neid. Der unwissende Mensch unterliegt den Begierden und dem Neid, die ihm das Leben vergällen und den Weg ins eigentliche, glückliche Sein verbauen.

Sobald der Mensch diesen Zusammenhang erkannt hat, kann er gegen Begierden und Neid ankämpfen. Gelingt es dem Menschen, sich unabhängig von Begehrlichkeiten zu machen, hat er den Schlüssel zum Glück erhalten. Dann versteht der Mensch auch die letzte »edle Wahrheit«: Nur wenn er den achtteiligen Weg beschreitet, kann er das wahre Glück erlangen.

Am Anfang des Pfades steht die »Erleuchtung«. Der Mensch erkennt, daß er im Leid gefesselt ist. Er lernt die Wahrheit des »Nichtseins«. Demnach ist es nicht die physische Hülle, die den Menschen ausmacht. Sie ist bedeutungslos. Es ist die unersättliche Gier, die den Menschen an sein Dasein fesselt. Er erlernt, auf dem achtteiligen Pfad, die Unterdrückung der Gier. So wird er unabhängig von ihr und ist schon auf dem Wege zur Freiheit. Es folgt die Unterdrückung des menschlichen Sich-Festhaltens und Klammerns.

Der Mensch überwindet endlich – nach langen, konzentrierten Anstrengungen – seine Angst und läßt alles Falsche los. Bislang ist ihm als unverzichtbar und glückbringend erschienen, was er nun endlich als Hemmnis erkennt. Schließlich überwindet der Mensch das fesselnde Leid. Er kann ins Nirvana eintreten.

Gelegentlich wird das Ins-Nirvana-Gehen mit Einswerden-mit-Gott gleichgesetzt. Diese Ausdrucksweise ist für den Buddhisten durchaus akzeptabel, für viele weltlich denkende Menschen aber mißverständlich. Gemeint ist nicht die Verschmelzung mit einem Schöpfergott, sondern ein Überwinden aller Grenzen und Eintauchen in das wirklich Unendliche, wobei jegliche Bedürfnisse und Beschränkungen abgelegt werden. Zu diesen Einengungen gehört auch jede Vorstellung persönlichen Wohlbefindens oder Glücks. Ja selbst das Traumbild vom eines Tages ausbrechenden ewigen Frieden hat mit diesem Glück nichts zu tun. Am Ende zahlreicher Reinkarnationen (Wiedergeburten) in ganz unterschiedlichen Daseinsformen steht das unbeschreibliche Alles und Nichts.

Die von Buddha gepredigte Lehre erfreute sich schon zu Lebzeiten des Religionsgründers erstaunlicher Beliebtheit, und doch brachte der neue Glaube Probleme. Viele Menschen sahen sich einem Lehrer gegenüber, der ihnen Lektionen vorstellte; beibringen mußten sie sich die Lektionen aber selbst. Buddha verkündete eine Religion ohne Mystik, ohne vorgefertigte Bilder mit Antworten auf alle Fragen. Er führte den Menschen nicht einmal im übertragenen Sinne an der Hand.



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