Unorthodox by Deborah Feldman

Unorthodox by Deborah Feldman

Autor:Deborah Feldman [Feldman, Deborah]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Secession
veröffentlicht: 2016-06-01T16:00:00+00:00


6 Den Kampf nicht wert

»Ich möchte um nichts kämpfen, ich möchte nur sein und handeln, und niemand soll sagen, dass er mich lässt.«

Aus: Die Romanleserin, von PEARL ABRAHAM

NIDDAH, SAGT MEINE HEIRATSLEHRERIN, heißt wortwörtlich übersetzt »zur Seite Gestoßene«, aber das bedeutet es nicht wirklich, versichert sie mir eilig. Es ist nur das Wort, das man verwendet, wenn man sich auf die »Zeit« einer Frau bezieht, die den beiden Wochen eines Monats gilt, in denen sie nach dem jüdischen Gesetz als unrein erachtet wird. Dies also lerne ich nun im Hochzeitsunterricht: die Gesetze der Niddah.

Ich bat sie, mir den Ausdruck zu übersetzen. Zunächst wollte sie mir nicht antworten, aber ich bedrängte sie, und als sie mir in aller Kürze die Vorteile der Gesetze der Niddah für eine Ehe erklärte, fühlte ich, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Der Ausdruck »zur Seite Gestoßene«, selbst wenn es sich nur um Unreinheit handelt, ist erniedrigend. Ich bin nicht schmutzig.

Sie sagt, dass es zu den Zeiten des Tempels Frauen nicht erlaubt war, sich innerhalb des Gebäudes aufzuhalten, da die Gefahr bestand, dass sie zu menstruieren beginnen und so den ganzen Tempel entweihen könnten. Man weiß nie wirklich, wann eine Frau menstruieren wird. Frauen, sagt meine Kallah-Lehrerin, haben kaum vorhersagbare Zyklen. Weshalb es auch wichtig sei, sagt sie, sofort loszueilen und sich selbst zu untersuchen, wenn man meint, man könnte seine Periode bekommen.

Eine Frau wird eine Niddah oder »eine zur Seite Gestoßene«, sobald ein einziger Tropfen Blut ihren Unterleib verlässt. Wenn eine Frau eine Niddah ist, darf ihr Ehemann sie nicht berühren, ihr nicht einmal einen Teller mit Essen reichen. Er darf nicht den kleinsten Teil ihres Körpers sehen. Er darf sie nicht singen hören. Sie ist ihm verboten.

Dies sind einige der Dinge, die ich in der Hochzeitsklasse lerne. Immer wenn ich den schlammfarbenen Sozialbau, in dem meine Kallah-Lehrerin wohnt, verlasse, muss ich die Frauen auf der Straße in zwei Kategorien unterteilen – diejenigen, die all dies wissen, und jene, die es nicht tun. Ich stehe in der Mitte, ich beginne, etwas über den Puls, der wirklich durch diese Welt schlägt, in der ich lebe, zu lernen, vieles aber bleibt für mich noch im Dunkeln. Ich kann nicht anders, als gottesfürchtige Frauen, die ihre Zwillingskinderwagen die Lee Avenue hinunterschieben, anklagend anzustarren. »Findet ihr das in Ordnung?«, möchte ich fragen. »Zuzustimmen, dass ihr dreckig seid, weil ihr Frauen seid?« Ich fühle mich von allen Frauen in meinem Leben verraten.

Ich hatte nicht erwartet, dass die Dinge derart kompliziert sein würden. Ich dachte, Ehe wäre etwas Einfaches, dachte, es würde sich darum drehen, wie ich mir endlich ein eigenes Heim schaffe. Ich wollte die beste Hausfrau, die beste Köchin, die beste Ehefrau sein.

Wenn eine Frau aufhört zu menstruieren, sagt meine Kallah-Lehrerin, dann hat sie sieben saubere Tage zu zählen, an denen sie sich zweimal täglich mit Baumwolltüchern kontrolliert, um sicherzugehen, dass es kein Anzeichen von Blut gibt. Nach sieben aufeinanderfolgenden »weißen« Tagen taucht sie in die Mikweh, das rituelle Bad, und wird wieder rein. So sagt es meine Kallah-Lehrerin.



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