Die Frau von Shearwater Island: Roman (German Edition) by Robathan Magali

Autor:Robathan, Magali [Robathan, Magali]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-08-08T00:00:00+00:00

K APITEL 15

G ut, dass ich dich treffe. Ich wollte dir etwas sagen.«

Es war der Tag nach der Party und Alice war auf dem Weg ins Büro. Sie hatte wegen der Kälte die Kapuze ihrer Regenjacke aufgesetzt und kämpfte blinzelnd gegen den Wind an. Sie bemerkte Quinn erst, als er neben ihr auftauchte.

»Du hast mich erschreckt!«

»Tut mir leid. Mir war nach einem kleinen Schwatz.«

»So?« Sie verlangsamte ihren Schritt und wandte sich ihm zu. Er hatte die Hände in den Taschen seiner dunkelgrünen Wetterjacke vergraben.

»Ist in letzter Zeit nicht leicht, ein Wort mit dir zu wechseln«, sagte er. »Seit Patrick da ist, sehe ich dich kaum noch.«

Hörte sie da eine Spur Eifersucht?

»Niemand hält dich davon ab, einfach vorbeizukommen«, entgegnete sie freundlich. »Aber worüber wolltest du mit mir reden?«

»Das ist es ja gerade. Ich wollte über Patrick mit dir reden.«

»Ja?«

»Ihr scheint … euch nahe zu sein.«

Alice musste lächeln. Ihr mitternächtliches Bad im Meer fiel ihr ein und wie Patrick gesagt hatte: »Du bist verrückt, Alice, weißt du das?« Dabei hatte er sie voller Bewunderung angesehen.

»Das könnte man wohl so ausdrücken«, sagte sie.

Sie hatten das niedrige Steinmäuerchen erreicht, das den alten Schulhof umgab. Quinn blieb stehen und deutete darauf. »Können wir uns einen Moment setzen?«

»Quinn, es ist eiskalt. Komm doch mit ins Büro.«

»Bitte, nur eine Minute. Du kannst meinen Schal haben.«

Widerstrebend setzte sich Alice auf das Mäuerchen und nahm den roten Schal mit den Papageientauchern, den Barbara Quinn zum letzten Geburtstag gestrickt hatte.

»Schieß los, worum geht es denn?«

Aber Quinn ließ den Blick zum Horizont schweifen. Wie grau die Insel ist, dachte Alice, wie ausgelaugt.

»Dann seid ihr also ein Paar, du und Patrick?«, fragte Quinn endlich.

»Ja. Ja, das sind wir.« Ein Paar, dachte Alice, wie schön das klingt.

Quinn nickte. »Hör zu, Alice, ich weiß, du bist ein großes Mädchen, und es geht mich auch eigentlich nichts an. Aber ich frage mich, ob es so eine gute Idee ist, etwas mit Patrick anzufangen.«

Alice fuhr unwillig herum. »Ich dachte, du magst ihn. Barbara mag ihn.« Sie merkte selbst, wie kindisch das klang.

»Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag. Ich weiß nur nicht, ob es klug ist, sich zu sehr auf ihn einzulassen.« Er machte eine Pause. »Meinst du es ernst mit ihm?«

»Ja«, erwiderte Alice, immer noch trotzig.

»Oh.« Quinn holte tief Luft. »Und ihm geht es auch so?«

Alice wandte den Kopf ab und betrachtete ein Segelboot, das auf dem aufgewühlten Meer manövrierte. »Ja«, sagte sie. »Doch, ich denke schon. Bestimmt.«

»Was sind eure Pläne? Wollt ihr hierbleiben? Oder wegziehen?«

»Das wissen wir noch nicht. Wir haben uns noch nicht entschieden.«

»Aber ihr könntet euch vorstellen wegzuziehen? Die Insel zu verlassen?« Quinn klang besorgt.

Alice zuckte gereizt die Schultern. Wie kam Quinn dazu, sie über Patrick auszuhorchen? Sie musste sich doch vor ihm nicht rechtfertigen!

»Alice? Denkt ihr daran wegzuziehen?«

»Darüber will ich nicht reden«, sagte sie heftig. »Ich weiß nicht, was für ein Problem du mit Patrick hast, und ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Ich bin ganz deiner Meinung, es geht dich eigentlich nichts an.«

Quinn war sichtlich gekränkt. »Ja. Vermutlich hast du recht.

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