Die elegante Frau by Gertrude Aretz

Die elegante Frau by Gertrude Aretz

Autor:Gertrude Aretz [Aretz, Gertrude]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Grethlein & Co., G. m. b. H.
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als Pauline Borghese nach dem Sturze ihres Bruders wieder in Rom leben mußte, war sie siech und elend. Aber sie gab trotzdem wundervolle Feste und Gesellschaften, teils in der reizenden Villa Paolina an der Porta Pia, teils in der prächtigen Villa Borghese oder im Palast Sciarra. Ihre Abendgesellschaften und Konzerte waren als äußerst prunkvoll berühmt, und trotz ihres leichtsinnigen Lebenswandels hatte sie ihre größten Anhänger und Verehrer in der vornehmen geistlichen Welt. »Seit den Zeiten der Päpstin Johanna«, sagt Lady Morgan, »ist gewiß keine Dame wieder so von Kardinälen umgeben gewesen wie Pauline.«

Im Jahre 1825 breitete der Tod seine Schwingen über die schöne Frau, die so sehr am Leben und seinen Genüssen hing. Bis zu ihrer letzten Stunde blieb Pauline Borghese ein echtes Weib. Sie fühlte ihr Ende nahen. Sie wußte, der Tod wartete auf sie. Aber der Tod war ein Mann! Auch er sollte sie nur als die Frau sehen, die sie im Leben gewesen: schön und anbetungswürdig. Sie wünschte, daß man ihr das kostbarste Hofkleid anzöge, das sie besaß. Man mußte sie mit allen ihren Diamanten schmücken, sie frisieren, schminken, pudern, parfümieren, so daß sie, wie in jenen Tagen des Glanzes am französischen Kaiserhof, festlich geschmückt vor Seiner Majestät dem Tod erschien. Zitternd verlangten ihre kleinen mageren Hände nach einem Spiegel. Sie wollte sich überzeugen, ob nicht doch noch ein Restchen von jener Schönheit in ihrem Gesicht vorhanden wäre, die es einst so bezaubernd gemacht hatte. Verzweifelt klammerte sich das arme gefallsüchtige Wesen an diese letzte Hoffnung. Vielleicht wurde ihr auch dieser letzte Wunsch erfüllt. Vielleicht war ihr Gesicht in den letzten Augenblicken von jenem überirdischen Glänze überstrahlt, den der Tod bisweilen Sterbenden verleiht. So konnte sie, mit sich selbst zufrieden, in unwandelbarer Schönheit aus der Welt scheiden. Aber auch das beruhigte sie noch nicht. Sie wünschte, man solle ihr Antlitz mit einem dichten weißen Schleier bedecken, wenn sie den letzten Seufzer ausgehaucht hätte. Niemand sollte Zeuge sein, wie der Todeskampf und die beginnende Verwesung ihre Züge verändern würden. Nur an ihre unvergleichliche Schönheit sollte man sich erinnern. Sie wollte auch nicht, daß ihr Körper nach dem Tode geöffnet werde. Kein Seziermesser sollte ihr Fleisch berühren und die Formen verunstalten, die der Meißel Canovas auf dem Gipfel ihrer Schönheit der Nachwelt überliefert hatte. So ging sie, ähnlich wie jene andere große Liebeskünstlerin, die Pompadour, in Schönheit aus der Welt, noch jung, erst fünfundvierzigjährig!



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