Die Chorknaben by Joseph Wambaugh

Die Chorknaben by Joseph Wambaugh

Autor:Joseph Wambaugh [Wambaugh, Joseph]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-27T16:00:00+00:00


10

Sam Niles und Harald Bloomguard

In der Nacht, in der Sam Niles und Harold Bloomguard auf den ›Stöhnenden Mann‹ trafen und eine Singstunde anberaumten, wurde Lieutenant Finque während des Appells von einer schrecklichen Migräne geplagt.

Schuld an seiner Migräne war der Umstand, daß er versuchte, für die Police Protective League einzutreten.

»Wie sollte diese verdammte Protective League etwas für uns tun?« wollte Spermwhale wissen. »Solange unsere feinen Herrn Vorgesetzten dort Mitglied sind? Begreifen Sie denn nicht, daß die League mehr wie eine richtige Gewerkschaft organisiert sein sollte. Aber so ist es doch wieder das alte Lied: Die da oben gegen die da unten. Und Sie zum Beispiel gehören doch auch schon zu denen da oben. In der League sollten meiner Meinung nach nur gewöhnliche Polizisten und vielleicht noch die Sergeants zugelassen werden. Aber alles, was darüber ist, ist doch der Feind, verdammt noch mal!«

»Das stimmt einfach nicht!« protestierte Lieutenant Finque. »Die Commander und die Deputy Chiefs sind genauso Polizisten wie …«

»Meine Fresse, Lieutenant!« unterbrach ihn Spermwhale. »Wann haben Sie denn zum letztenmal gehört, daß ein Deputy Chief TBC oder einen Bruch oder eine Lungenentzündung gekriegt hat oder angeschossen, verprügelt oder mit einem Messer niedergestochen worden ist? Die einzige Polizistenkrankheit, die die je kriegen, sind Herzbeschwerden, und das auch nicht, weil sie aus Funkstreifenwagen springen müssen und hinter irgendwelchen Arschlöchern herrennen und sich vielleicht dann auch noch mit denen prügeln müssen. Nein, die Herzbeschwerden kriegen sie davon, weil sie bei diesen Sexorgien, bei denen sie sich ausdenken, wie sie uns am besten dazu bringen, die Köpfe hinzuhalten, so viel fressen und saufen!«

»Wie viele Deputy Chiefs und Commander begehen eigentlich im Schnitt Selbstmord?« warf Baxter Slate plötzlich ein, und für einen Moment wurde es absolut still im Raum, während jeder der Anwesenden kurz über diese gefährlichste aller Polizistenkrankheiten nachdachte.

»Nun, in der Regel sind es doch die gewöhnlichen Polizisten, die sich irgendwann mal ihre Knarre selbst in den Mund stecken«, wütete Spermwhale Whalen weiter, während er unbewußt an mindestens zehn Männer dachte, mit denen er zusammengearbeitet hatte und die auf diese Weise ihren Abschied genommen hatten.

»Ich würde mich schämen, ein Mitglied dieser Abteilung zu sein, wenn die Protective League je eine richtige Gewerkschaft werden sollte«, erklärte Lieutenant Finque feierlich. Wie alle höheren Polizeibeamten aus der Mittelschicht hegte auch er tiefstes Mißtrauen gegenüber allem, was irgendwie nach Gewerkschaft aussah.

»Bleiben Sie mir doch mit Ihrer Protective League vom Hals!« schimpfte Spermwhale Whalen. »Die streicht doch nur unsere Beiträge ein, damit die hohen Herren schön bei Kerzenlicht und Wein dinieren können, während ich mir in Fat Ass Charlie's Soul Kitchen Bohnensuppe reinwürgen kann.«

»Ich dachte immer, du stündest auf Soul food, Spermwhale«, grinste Calvin Potts.

»Wir sollten die Scheißstadtverwaltung für jede Beitragserhöhung verklagen«, fuhr Spermwhale fort. »Ich hab's satt, die Beiträge für die Protective League zu zahlen. Da garantiert mir doch eine zwei Jahre alte Packung Gummis mehr Schutz!«

»Was würdet ihr davon halten, das Thema zu wechseln?« schaltete sich Sergeant Nick Yanov ein, während sich der Lieutenant an seinen pochenden Schädel faßte und sich vornahm, Spermwhale Whalens Personalakte noch einmal durchzusehen,



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