Die Bruderschaft by John Grisham

Die Bruderschaft by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Suspense, Swindlers and Swindling, Judges, Prisoners
ISBN: 9783453185937
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1998-01-02T00:00:00+00:00


Lieber Ricky!

Ich habe deine Anzeige gelesen - sie hat mir gefallen. Ich bin 55, in Topform und suche mehr als einen Brieffreund. Meine Frau und ich haben gerade ein Haus in Palm Valley gekauft, nicht weit von Neptune Beach. Wir werden in drei Wochen dorthin fahren und zwei Monate bleiben. Wenn du interessiert bist, schick mir ein Foto. Wenn es mir gefällt, schreibe ich dir weitere Einzelheiten.

Brant

Der Absender lautete: Brant, P.O. Box 88645, Upper Darby,PA19082.

Um zwei oder drei Tage zu sparen, wurde der Brief mit einem Stempel des Hauptpostamts von Philadelphia versehen und nach Jacksonville geflogen, wo Klockner ihn persönlich in Aladdin Norths kleinem Postfach in Neptune Beach deponierte. Es war ein Montag.

Am nächsten Tag holte Trevor nach seinem Mittagsschlaf die Post ab, verließ Jacksonville in westlicher Richtung und fuhr den gewohnten Weg nach Trumble. Dort wurde er am Empfang wie üblich von Mackey und Vince begrüßt und trug sich in die Besucherliste ein, die Rufus ihm hinschob. Er folgte Link zum Besucherraum. Spicer erwartete ihn in einem der kleinen Anwaltszimmer.

»Ich kriege hier langsam Druck«, sagte Link, als sie eintraten. Spicer sah nicht auf. Trevor hielt Link zwei Zwanziger hin, die dieser blitzschnell einsteckte.

»Wer macht Druck?« fragte Trevor und klappte den Aktenkoffer auf. Spicer las in einer Zeitung.

»Der Direktor.«

»Mann, er hat meine Besuchszeiten eingeschränkt. Was will er denn noch?«

»Kapierst du nicht?« sagte Spicer, ohne den Blick von der Zeitung zu heben. »Link ist sauer, weil er nicht genug kriegt. Stimmt’s, Link?«

»Stimmt vollkommen. Ich weiß ja nicht, was ihr hier für seltsame Dinge treibt, aber wenn ich mal anfange, mir den Aktenkoffer da ein bisschen genauer anzusehen, steckt ihr ganz schön in der Scheiße.«

»Sie werden gut bezahlt«, sagte Trevor.

»Das finde ich nicht.«

»Wie viel willst du?« fragte Spicer und fixierte ihn.

»Tausend pro Monat, in bar«, sagte er und sah Trevor an. »Ich hol’s mir in Ihrer Kanzlei ab.«

»Tausend Dollar und unsere Post wird nicht kontrolliert?« fragte Spicer. »Genau.«

»Und keiner erfährt was davon?«

»Ja.«

»Gut. Und jetzt raus.«

Link lächelte ihnen zu und ging hinaus. Er postierte sich vor der Tür und sah, wohl wissend, dass die Überwachungskamera ihn im Bild hatte, hin und wieder durch das kleine Fenster.

Drinnen lief alles ab wie immer. Der Austausch der Briefe dauerte nur ein paar Sekunden. Aus stets demselben abgegriffenen braunen Umschlag zog Joe Roy Spicer die ausgehende Post und reichte sie Trevor, der die eingegangenen Briefe aus dem Aktenkoffer nahm und sie seinem Mandanten gab.

Diesmal waren es sechs. Manchmal waren es zehn, selten weniger als fünf. Obgleich Trevor weder eine Liste führte noch Kopien anfertigte oder irgendwelche Unterlagen hatte, die als Beweis hätten dienen können, dass er irgendetwas mit diesem krummen Ding der Bruderschaft zu tun hatte, wusste er, dass es im Augenblick zwanzig bis dreißig potenzielle Opfer gab. Er erkannte einige der Namen und Adressen wieder.

Nach Spicers genauen Unterlagen waren es einundzwanzig Opfer. Einundzwanzig Erfolg versprechende Opfer und weitere achtzehn, bei denen die Aussichten nicht so gut waren. Insgesamt beinahe vierzig Brieffreunde, die ihre wahren Neigungen verbargen. Einige fürchteten sich sogar vor ihrem eigenen Schatten, andere wurden



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