Die 187-Story (German Edition) by Renner Chris

Autor:Renner, Chris [Renner, Chris]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pearl
veröffentlicht: 2019-06-16T16:00:00+00:00

UNTER FREIEM HIMMEL SICH SELBER FEIERN

Südlich der Elbe liegt der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Er gilt als flächenmäßig größter der Stadt, kommt bezogen auf die Einwohnerzahl jedoch nur auf den vierten Platz. Was bedeutet, dass hier mehr Platz als etwa in der Innenstadt zur Verfügung steht. Deshalb findet hier seit dem Jahr 2007 auch regelmäßig das Musik- und Kunstfestival MS Dockville auf dem gleichnamigen Festivalgelände statt. Im Jahr 2016 stand offiziell kein MS Dockville auf dem Programm, stattdessen kündigte der Veranstalter Kingstar Music am 20. Juni ein Open-Air-Festival an. Es sollte am 3. September stattfinden und das erste derartige Festival der 187 Strassenbande sein. Neben ihr sollten Gäste auftreten wie Azad, Capuz, Hanybal, Haze, Kalim, Omik K und weitere. 108 Dass dieses Festival stattfand, noch dazu genau an diesem Datum, kam nicht von ungefähr. Das zeigen schon die ersten Momente einer Dokumentation, die die 187 Strassenbande zu dem Festival veröffentlichte. In diesen Szenen ruft ein sichtlich begeisterter Gzuz »Alex ist draußen, hat Geburtstag – Comeback des fucking Jahres.« Tatsächlich hatte Alex aka LX jetzt wirklich seine Haftstrafe abgesessen und feierte an diesem 3. September 2016 seinen 30. Geburtstag. Das war allerdings nicht der einzige Grund, aus dem sich Gzuz so begeistert anhörte. Zu diesem Zeitpunkt war auch klar, dass der gewagte Plan, ein Open-Air-Fes- tival zu veranstalten, tatsächlich ein Erfolg werden würde. Wie Gzuz erklärte, befanden sich schon 5000 Menschen auf dem Festivalgelände, dazu standen noch 3000 Namen auf der Warteliste. Auf der Tour mit dem Wagen zum Gelände wurde dann noch Sa4 an einer Tankstelle abgeholt, und je näher sie an das Festivalgelände herankamen, desto lauter wurden die Stimmen der Fans, die rhythmisch 187 riefen. Als sie auf dem Gelände angekommen waren, gab es für die Fans dann noch einen Einblick in das, was bei den 187ern im Backstage-Bereich passiert. Das heißt vor allem, dass Drogen tatsächlich – wie sich wohl die meisten denken können – nicht nur in den Texten ein Thema war. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt Gzuz Bongs, also Wasserpfeifen zum Cannabis-Rauchen in die Kamera. Wenig später wurden auch Tüten mit Gras vor die Linse gehalten, woraufhin Gzuz erklärte, Marihuana sei ein Hauptbestandteil der Gangphilosophie. 109 Als Begründung sagte er, dass er denkt, dass Marihuana weltweit kulturelle Verbindungen schaffe. Dann wurden in der Video-Doku weitere Vorräte im Backstage-Bereich gezeigt: Wodka und Whiskey etwa seien immer am Start, aber es gebe auch die verschiedensten Säfte. Dazu dann noch Wasser und einen Haschsirup. Wozu Gzuz noch einmal zusammenfasste: Was das Kiffen angehe, sei man »ganz weit vorne in der Gang.« Dass man es in diesem Zusammenhang mit regelrechten Feinschmeckern zu tun hat, das wurde Sekunden später ebenfalls deutlich, als nämlich die verschiedenen zur Verfügung und bereit stehenden Grassorten gezeigt und namentlich vorgestellt wurden – von »Mothersmith« über »London City Diesel« und »Golden Triangle« bis zu »Bubble Hash«. Was wiederum LX zu einem durchaus amüsanten Kommentar veranlasste. Der stellte nämlich fest, es gebe hier so viel Marihuana, dass er nur einmal Backstage in den Raum gehen müsse, und umgehend stoned sei.

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