Detektiv Nobody 11 by Robert Kraft

Detektiv Nobody 11 by Robert Kraft

Autor:Robert Kraft
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand


4. Der Robbenfelsen

Im kleinen Speisesaal des Rugby-Hotels, eines der vornehmsten von San Francisco, bewunderten sich die drei Kellner in den zahllosen Spiegelscheiben, welche ihre Konterfeis in hundertfacher Vervielfältigung wiedergaben. Da sie sich indes wohl schwerlich noch an diesem Spiegelreflex ergötzen konnten, mochten sie vielleicht die Fliegen beobachten. Das heißt, sie hatten nichts zu tun, und das soll besonders für einen Kellner schlimm sein.

Zu der noch frühen Morgenstunde war nur ein einziger Gast vorhanden, welcher hinter einer halben Flasche Rotspon saß, noch versteckter hinter einer Säule, am allerverstecktesten hinter einer riesigen Zeitung.

Da kam Leben in die drei Ganymeds, sie setzten sich in Positur, ungefähr wie der Raubtierbändiger, wenn sich die Tür des Sicherheitszwingers öffnet – denn auch hier hatte sich die Tür geöffnet, nur daß kein Löwe hereinspaziert kam, kein Tiger, kein anderes Raubtier, sondern ein Mensch, ein kurzes, sehr dickes Männlein.

Allgemeine Erwartung! Jetzt kam es darauf an, an welchen Tisch sich dieses Männlein setzen würde. Und es machte einen recht wohlhabenden Eindruck. Ein Männlein mit solch einem Schmerbauch kann überhaupt nicht arm sein. Aber der Konkurrenzneid sollte noch lange anhalten. Denn das Männlein schob sich mit seinen Bratwurstbeinchen nur bis in die Mitte des Zimmers, hier blieb es stehen, sperrte den Rachen unheimlich weit auf, klappte ihn mit einem hörbaren Krach wieder zu, öffnete ihn noch einmal, nur nicht wieder ganz so weit, und ..., »Ohöööööö!!!« – ein herzzerreißender Seufzer zitterte durch den kleinen Spiegelsalon.

Und bei diesem Herzensgruß schien es bleiben zu wollen, das kleine Männlein blieb an der selben Stelle stehen und stierte mit seinen Froschaugen vor sich hin.

Es muß noch bemerkt werden, daß bis vor kurzem in San Francisco ein großer Streik aller Hotelbediensteten ›gewütet‹ hatte. Er war von auswärtigen dienstbaren Geistern gebrochen worden. Auch diese drei Kellner hier waren neu, von weit hergekommen, und nur so war es möglich, daß sie nicht gleich wußten, wen sie vor sich hatten. Denn sonst war Mister Cerberus Mojan in San Francisco wie noch in manch anderer Stadt Amerikas bekannt wie ein bunter Hund, hatte er doch sogar hier in Frisco sein eigenes Haus.

»Ohööööh!!« stöhnte es noch einmal aus tiefstem Herzensgrunde, und dann schüttelte Mister Cerberus Mojan sein ehrwürdiges Haupt, auf dem ihm wohl mehr die Jahre denn die Sorgen so ziemlich sämtliche Haare abgefressen hatten, und dann befühlte er tastend seine Denkerstirn, schüttelte noch einmal nachdenklich sein Haupt, aber sonst blieb er so mitten im Zimmer stehen, die Froschaugen beharrlich zu Boden gesenkt.

Die Kellner beobachteten ihn verwundert, blickten sich an – bis endlich einer den Mut fand, sich ihm zu nähern.

Gar zu ausfallend war dieses Benehmen schlieslich nicht, man befand sich ja in Amerika, wo so manches Unmögliche möglich ist. »Wo belieben der Gentleman Platz zu nehmen?«

Die Froschaugen wurden gehoben, mit Verwunderung blieben sie auf dem Frager haften. »Ah, ah, wieder ein bekanntes Gesicht,« erklang es mit etwas aufgeheiterter Miene. »Wo haben wir uns doch schon kennen gelernt?«

Der Kellner fühlte sich geschmeichelt, erkannt zu werden. Das brachte ihm auch sicher diesen wohlgenährten Gast mit der dicken goldenen Kette ein. »Ich war die letzten zwei Jahre in Mexiko in Stellung, Sir, Hotel Santa Fe.



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