Des Satans Schatten by F.G. Klimmek

Des Satans Schatten by F.G. Klimmek

Autor:F.G. Klimmek
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: KBV Verlag
veröffentlicht: 2005-05-15T00:00:00+00:00


Die Zeugin

Umringt von saftigen Wiesen bot das frisch geweißte Fachwerkhaus mit seinen rothölzernen Stallungen inmitten der Obstbäume ein friedvolles, anheimelndes Bild. Eine Sau mit etlichen Ferkeln wälzte sich zufrieden in einer abseits gelegenen Suhle, zwei mittelgroße Hunde tollten durch das Sonnenlicht, und ein kleiner Junge neckte eine schwarzweiße Katze, die nicht müde wurde, einem Schilfkolben hinterherzurennen, den er immer wieder im letzten Moment vor ihren Krallen wegzog.

Ein Bild, so friedlich, dass es mir in dieser Zeit vollkommen unwirklich vorkam.

Degusti und ich hatten am Waldrand Rast gemacht und so lange gewartet, bis die Sonne aufgegangen war und sich auf dem Bauernhof in der welligen Senke erstes Leben zeigte. Dann ritten wir hinunter.

Ich hatte am Abend zuvor seinen Rat befolgt und war gar nicht erst zum Güldenen Apfel zurückgekehrt, sondern hatte mich gleich in seinem Lager für ein paar Stunden hingelegt, bevor wir uns kurz vor Mitternacht unter einem vom Vollmond erhellten Himmel auf den Weg in Richtung Köln gemacht hatten. Unser Ziel war dieses prächtige Gehöft, das in einiger Entfernung und außer Sicht von der Handelsstraße lag.

Als wir das Ende des sachten Hangs erreicht und uns den Gebäuden bis auf etwa fünfzig Schritt genähert hatten, kamen uns aus dem Hauptgebäude zwei Männer entgegen. Ein dritter, den ich zuvor nicht wahrgenommen hatte und der eine riesige, lackschwarze Dogge am Strick führte, tauchte aus dem Schatten der Stallungen auf und gesellte sich wortlos dazu. Die beiden waren mit Degen und Dolch bewaffnet, der mit dem Hund hielt eine Armbrust in der anderen Hand. Zusätzlich steckte ein Dolch in seinem Gürtel.

Eindeutig keine Knechte auf dem Weg zur Feldarbeit, sondern Männer, denen das Schädeleinschlagen weniger Mühe machen sollte als das Strohdreschen. Ich war froh, dass Degusti diese Leute kannte.

Es war nicht einmal ein fragender Blick von meiner Seite aus nötig, mein Begleiter antwortete auch so. »Sie ist, soweit ich weiß, immerhin die einzige lebende Zeugin. Wenn es auch nicht sonderlich verständlich ist, was sie zu sagen hat. Sie ist außerdem das einzige Kind ihres Vaters. Der ist weiß Gott kein armer Mann und kann sich diese Bewachung leisten.«

Degusti hatte mir unterwegs von Anna berichtet, der jungen Frau, die ich hier treffen sollte. Sie war vor vier Jahren mit zwei Begleitern von Köln aufgebrochen, um Freunde in Haltern zu besuchen. Als man sie in einem Heidegebiet vor den Toren der Stadt fand, war sie allein und hatte nichts bei sich als das, was sie auf dem Leibe trug. Offensichtlich hatte sich ihr Geist verwirrt, denn sie war nicht in der Lage, auch nur eine halbwegs brauchbare Erklärung für ihren Zustand zu liefern. Ihr Vater hatte sie daraufhin auf einem einsamen Gehöft untergebracht, wo er sie Tag und Nacht bewachen und betreuen ließ.

Ein großes Begrüßungszeremoniell war nicht gefragt, dies hier war eine eingespielte Truppe. Daher genügte ein knappes Nicken in die Runde, um zum Wesentlichen zu kommen. Der Hundeführer wies mit dem Kopf die Richtung. »Sie ist hinter dem Haus beim Weiher.«

Nachdem Degusti ein Leinensäckchen aus seiner Satteltasche genommen hatte, gingen wir außen an den Gebäuden vorbei und kamen so zu einem größeren Tümpel, der auf der Obstwiese als Tränke für die Tiere diente.



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