Der stumme Ruf der Nacht by Griffin L

Der stumme Ruf der Nacht by Griffin L

Autor:Griffin, L
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-07-18T16:00:00+00:00


Kapitel 12

An einem blank polierten Klingelbrett vorbei folgte Nathan Hodges Blick zu einer schmalen Glastheke. Als die Frau am Empfang sie kommen sah, verschwand das Lächeln auf ihrem Gesicht. Daran erkannte Nathan, dass sich Hodges in den vergangenen Wochen hier nicht beliebt gemacht hatte.

»Wir möchten mit Jim Wilkers sprechen.« Der jüngere Detective sprach als Erster.

Sie nickte steif. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«

Nathan schlenderte zu einem Fenster, das einen prächtigen Ausblick auf Austins Town Lake bot. Hodges ging zu einer metallic-matten Kaffeemaschine und schenkte sich eine Tasse ein. »He, bring mir bitte auch eine mit.«

Hodges trank einen Schluck und setzte sich auf die Couch.

Nathan stierte zu ihm herüber. Hodges nippte erneut am Kaffee und sah auf. »Ist was?«

»Sag mal, hörst du schlecht?«

»Wer, ich?«

»Nein, der Idiot hinter dir, der mich einfach ignoriert!«

Hodges wandte sich um. Das Empfangszimmer war leer. Er nickte kurz.

»Kriegsverletzung?«

»Das linke Ohr hört nur noch sechzig Prozent.«

Nathan verschränkte die Arme und musterte ihn. Wie war er damit bloß durch die medizinischen Tests gekommen? Noch mehr wunderte er sich allerdings, warum ein so begabter Polizist wegen einer Frau seine Karriere aufs Spiel setzte.

»Wie lief es übrigens? Gestern, mit Courtney?«

Hodges sah von der Kaffeetasse auf. Räusperte sich. »Ganz okay.«

»Hast du was Neues herausbekommen?«

Er zuckte die Achseln. »Muss ich noch überprüfen.«

»Wir beide wissen, dass sie’s nicht war.«

Das Gesicht seines Partners blieb ausdruckslos.

»Aber sie ist Cernaks Favoritin«, fuhr Nathan fort.

»Warum?«

Nathan zuckte die Achseln. »Komplizierte Fälle sind nicht sein Ding. Er ist eher ein Freund der Statistik. Ist das Opfer weiblich, hält er sich an den Freund oder Ehemann. Ist es ein Mann, dann sind irgendwelche Geschäfte oder eine enttäuschte Geliebte im Spiel. In neun von zehn Fällen hat er damit auch recht.«

Hodges schüttelte den Kopf und blickte wieder auf seine Tasse, auf die das Logo der Kanzlei graviert war.

»Das Mädchen gefällt dir, oder?«

Nathan hatte die Frage kaum ausgesprochen, da sah Hodges wieder auf. Sein Bemühen, unbeteiligt zu wirken, war ihm sehr deutlich anzusehen.

»Wenn dir was an ihr liegt«, sagte Nathan«, »tu ihr einen Gefallen: Vermassle es nicht. Wenn du dich mit ihr einlässt, wirst du versetzt, und Webb kriegt den Fall. Und damit hilfst du ihr garantiert nicht. Also lass die Finger von ihr.«

»Mr. Wilkers lässt bitten, Gentlemen.«

Nathan wandte seine Aufmerksamkeit der Empfangsdame zu. Steif stand sie in der Tür, und ihr Ton war noch kühler als die Luft aus der Klimaanlage. Er folgte ihr auf den langen Gang, vorbei an mehreren Besprechungszimmern mit großen Fenstern.

»Er wird jeden Augenblick kommen.«

»Was, gar kein Fenster?«, fragte Nathan, als er sich in einen schwarzen Ledersessel am Kopfende des Tisches sinken ließ.

Sie funkelte ihn böse an, ehe sie Hodges ansprach. »Möchten Sie vielleicht etwas trinken?« Dabei blickte sie vorwurfsvoll auf die Kaffeetasse in seiner Hand.

»Nein, besten Dank.«

Nathan wartete, bis sie fast die Tür geschlossen hatte, dann rief er: »Warten Sie!« Sie drehte sich um, und er strahlte sie an. »Ich hätte doch gern ein bisschen Wasser, bitte. So eins mit Sprudel.«

Mit zusammengepressten Lippen schloss sie die Tür. Will, der noch nicht Platz genommen hatte, blickte Nathan über den Tisch hinweg an.



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