Der Spiegel aus Bilbao by MacLeod Charlotte

Der Spiegel aus Bilbao by MacLeod Charlotte

Autor:MacLeod, Charlotte [MacLeod, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 13

Sarah ließ ihren Cousin auf dem Baumstamm sitzend zurück und ging wieder hinauf in Richtung Auffahrt. Sie wünschte sich, Max wäre da und würde ihr sagen, sie solle aufhören, solchen Unsinn zu denken. Aber warum konnte Cousin Lionel auch bloß so geschickt mit dem Beil umgehen? Warum hatte er ausgerechnet den heutigen Abend gewählt, um seiner Cousine seine Eheprobleme, seine finanziellen Sorgen und seine schwindende Selbstbeherrschung zu beichten? Warum hatte er sie daran erinnert, daß Vare eine Nichte von Alice B. war, und warum redete er so verdammt psychologisch daher? Wenn Lionel zugab, daß er sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, Vare umzubringen, konnte ihm Sarah durchaus Zutrauen, daß er auch in der Lage war zu beschließen, seine Aggressionen auf gesunde und natürliche Weise auszuleben, indem er statt dessen Vares Tante abschlachtete.

Und was war mit Alice B.s Geld? Wenn es kein Testament gab, würden Vare und Biff Beaxitt wahrscheinlich bald zu Geld kommen. Falls ein Testament existierte, hatte Vare wegen Alice B.s Streit mit Pussy um den Granatschmuck bessere Karten als Biff.

Lionel selbst hatte wenig Chancen, irgend etwas zu bekommen, aber er würde indirekt davon profitieren, wenn Vare erbte. Dann hatte er nämlich einen rechtmäßigen Grund, ihr weniger Unterhalt zu zahlen. Sarah schenkte im übrigen seiner Versicherung, daß er den Zahlungen ein Ende gesetzt hatte, wenig Glauben. Dazu kannte sie Vare zu gut, genau wie Lionel.

Sowohl Vare als auch Lionel hätten bestimmt gewußt, welche Objekte es wert waren, gestohlen zu werden, und nicht nur aufgrund ihrer Kunstseminare. Sie waren oft genug bei Miffy ein- und ausgegangen, um das Haus wie ihre Westentasche zu kennen, und zwar nicht, weil Miffy sie dahaben wollte, sondern weil sowohl Appies Sohn als auch Alice’ Nichte grundsätzlich geduldet werden mußten. Sie hatten pflichtgemäß auch den Kunstschätzen des Hauses ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen, und wenn Lionel sich etwas ansah, fand er auch heraus, wieviel es wert war.

Vare kannte sich mit aktuellen Marktwerten ebenfalls gut aus. Sie las sämtliche Verbraucherberichte und Warentests und tätigte ihre Lebensmitteleinkäufe mit einem winzigen Taschenrechner in der Hand, und wehe der Kassiererin im Supermarkt, die zu einem anderen Endbetrag kam als sie.

Aber Lionel war trotzdem immer noch Sarahs Cousin und Tante Appies einziger Sohn, und Sarah wollte im Grunde nicht, daß er in irgend etwas verwickelt war, für das man ihn ganz bestimmt zur Verantwortung ziehen würde. Lionel plante zwar stets alles bis ins letzte Detail, aber irgendwo unterlief ihm immer ein Fehler. Doch die Verdachtsmomente sprachen aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso eher gegen Vare.

Erstens hatte sie Lionel mit ihren gemeinsamen Söhnen sitzengelassen. Wenn er versucht hätte, sich in der Mordnacht fortzuschleichen, hätte ihn bestimmt einer seiner prächtigen Sprößlinge verpetzt. Außerdem konnte Vare mit Tigger zusammenarbeiten. Das paßte genau zu Sarahs Theorie, daß es zwei Täter gegeben hatte. Wenn Tiggers Aussehen und ihre Manieren irgendeinen Rückschluß auf ihre Neigungen zuließen, war ein kleines Blutbad sicher genau ihr Fall.

Natürlich bestand auch immer die Möglichkeit, daß Vare und Lionel die Tat gemeinsam begangen hatten. Theoretisch hätten sie die ganze Trennung allein zu dem Zweck inszenieren können, die Polizei von ihrer Fährte abzulenken.



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