Der letzte Templer by Demurger Alain

Der letzte Templer by Demurger Alain

Autor:Demurger, Alain [Demurger, Alain]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406682384
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-08-21T16:00:00+00:00


Ausarbeitung und Anhörung

Kommen wir nun zu der Frage, wie diese Denkschriften angefordert und verfaßt wurden, und auf welchem Wege sie zu ihrem Adressaten, Papst Clemens V., gelangten.

Der Papst hatte Jacques de Molay und Foulques de Villaret am 6. Juni 1306 – sozusagen offiziell – zu sich einbestellt. Tatsächlich war eine Zusammenkunft mit dem Papst aber schon lange geplant. Auch dazu findet man im Archiv des Königreichs Aragón neue Informationen. Am 26. und 27. Januar 1306 schrieb Jacques de Molay zwei Briefe, einen an seinen Freund Pierre de Saint-Just, den zweiten an König Jakob II.[21] Darin kündigte er ihnen an, er werde den Schatzmeister des Ordens, Pierre de Castillon, als Gesandten nach Aragón schicken. Der katalanische Templer hatte bis dahin, wie bereits erwähnt, einige zweitrangige Stellungen in den Komtureien und Provinzen des Templerordens bekleidet. Nun bekam er die Aufgabe, die Interessen des Ordens zu vertreten.[22] In seinem Schreiben an Pierre de Saint-Just hatte der Großmeister hinzugefügt, ihm sei wieder eingefallen, «daß wir Euch schon befohlen hatten, mit der nächsten Überfahrt [das heißt im Frühjahr also] persönlich zum Konvent [hier vermutlich Kapitel] zu kommen». Aber, heißt es weiter, «wir wollen Euch in diesem Fall eine besondere Gunst gewähren und die Entscheidung, ob Ihr kommt oder nicht, in Euer Belieben stellen» (Pierre de Saint-Just entschied sich dann für die Reise nach Zypern). Das geplante Kapitel war demnach so bedeutend, daß der Großmeister nicht nur die Meister der Provinzen, sondern auch einige Komture im Okzident davon unterrichtete. Im folgenden März teilte der Meister der Provinz Aragón, Berengar de Cardona, dem Komtur von Peñiscola, Arnau de Banyuls, mit, daß er einen Brief des Meisters aus Übersee erhalten habe, in dem jener ihn bitte, «wegen eines Papstbriefs zum passagium generale» im August nach Zypern zu kommen und sich mit ihm zu beratschlagen.[23] In einem weiteren Brief, ebenfalls an Arnau de Banyuls, kündigte Berengar de Cardona an, er werde sich in Begleitung von zwei weiteren Brüdern und eines Knappen des Komturs von Miravet nach Zypern begeben.[24]

Doch am 20. Juni brachte Pierre de Castillon, der Gesandte des Großmeisters im Königreich Aragón, dem noch in Spanien weilenden Pierre de Saint-Just wichtige Neuigkeiten:

«Wir möchten Euch, Seigneur, mitteilen, daß der Meister dieses Landes [Berengar de Cardona] Nachrichten vom Hofe des Papstes [aus Poitiers] erhalten hat. Demnach werden der Visitator von Frankreich und der Komtur von Portugal auf Anordnung des Papstes […] am nächsten Allerheiligen zu ihm kommen statt nach Zypern zu reisen oder etwas zu schicken. Der Großmeister ist für denselben Tag zum Papst einbestellt worden. Ihr müßt außerdem wissen, daß auch der Komtur von Aragón in einigen Tagen die Aufforderung erhalten wird, zum Papst zu kommen. Der Großmeister der Hospitaliter und die anderen Komture jenes Ordens haben oder werden diese Aufforderung ebenfalls erhalten, die ihren Grund darin hat, daß über die Vereinigung dieser Orden wie auch über die der anderen Orden mit denselben Besitzrechten verhandelt werden soll.»[25]



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