Der Engelmacher by Stefan Brijs

Der Engelmacher by Stefan Brijs

Autor:Stefan Brijs [Brijs, Stefan]
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-07T23:00:00+00:00


Drei Tage später waren die Frauen wieder bei ihm gewesen, sichtbar angeschlagen, und nach der Ultraschalluntersuchung hatte er ihre ängstlichen Vermutungen bestätigen müssen. Daraufhin war die eine Frau in Tränen ausgebrochen und hatte die ganze Geschichte atemlos von vorne bis hinten erzählt, damit der Doktor verstand, dass sie nichts hatte tun können.

Es habe alles mit heftigen Bauchschmerzen angefangen, und sie sei zur Toilette gegangen und habe gedrückt, erzählte sie. Sie habe schon tagelang keinen Stuhlgang mehr gehabt, und mit einem einzigen langen Tosen hätten ihre Därme sich entleert, während sie sich mit den Händen die Ohren zugehalten habe, um die Geräusche nicht hören zu müssen, die sie da hervorgebracht habe. Es sei ein Gestank gewesen, wie sie ihn von sich selbst gar nicht gekannt habe und von dem ihr übel geworden sei, und noch bevor sie sich hinten abgewischt habe, habe sie die Toilette durchgespült, um all das, was da in ihr gesteckt und dann mit solcher Wucht herausgekommen sei, so schnell wie möglich verschwinden zu lassen.

Ob er das verstehe?

Danach habe sie sich abgewischt und wieder durchgespült, zweimal, ohne hinzusehen, mit geschlossenen Augen, so sehr habe sie sich vor sich selbst geekelt. Dann sei sie aufgestanden, aber der Schmerz in ihrem Unterleib sei noch genauso schlimm gewesen, und darum habe sie gedacht, ihre Därme seien noch nicht ganz leer, und darum habe sie sich wieder hingesetzt, und darum habe sie noch einmal gedrückt, weil sie gedacht habe, dann würde der Schmerz schon weggehen, wenn es ihr nur gelänge, einmal so richtig …

Ob der Doktor das verstehe?

Und da sei wieder etwas herausgekommen und wieder mit diesen beschämenden Geräuschen und diesem alles durchdringenden Gestank, und hinterher, hinterher habe sie sich vorstellen können, dass dabei vielleicht auch etwas anderes aus ihrem Körper herausgekommen sei, über einen anderen Weg, aber dann, dann habe da unten alles so wehgetan, dass sie gar nicht mehr gewusst habe, was wo herausgekommen sei, und da habe sie wieder alles sofort weggespült, weil sie nicht gedacht hätte, dass dazwischen womöglich …

»Verstehen Sie das, Herr Doktor?«

Wieder habe sie sich sauber gemacht, mit ganz, ganz viel Papier, in drei bis vier Lagen, und das ganze Papier habe sie zwischendurch auch immer mehrmals weggespült, mit abgewandtem Gesicht, weil sie sich selbst immer noch so eklig gefunden habe, und dann sei sie aufgestanden, um ihre Hose wieder hochzuziehen, und habe gemerkt, dass der Schmerz nun ganz weg gewesen sei, und dann erst, dann erst habe sie das Blut gesehen, das an der Innenseite ihrer Schenkel hinuntergelaufen sei, und sie habe hinter sich geschaut, nach unten, wo alles, was so unaufhaltsam aus ihr herausgekommen, für immer verschwunden sei.

Ob er das …

Er verstand es, das hatte sie beruhigt.



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