Dein eines wildes kostbares Leben by Jessi Kirby

Autor:Jessi Kirby
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinder- und Jugendbücher
Herausgeber: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Co KG
veröffentlicht: 2014-06-05T00:00:00+00:00

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– On Going Unnoticed, 1928

Wütend fahre ich ihr nach. Als die Ampel vor mir gelb wird, trete ich aufs Gas, anstatt zu bremsen, und bis ich über die Kreuzung geschossen bin, ist sie definitiv rot. Mir egal. Am liebsten möchte ich weiterfahren, raus aus der Stadt. Wenn Kat nicht das Tagebuch noch hätte, würde ich es vielleicht tun. Einfach losfahren und die Reise allein machen und die Tatsache vergessen, dass meine beste Freundin nicht nur das Einzige, worum ich sie gebeten hatte, ignoriert hat, indem sie das Tagebuch Trevor Collins gezeigt hat, sondern außerdem etwas getan hat, von dem ich dachte, ich müsste sie nicht extra darum bitten, es bleiben zu lassen. Sie hatte kein Recht, Trevor das Tagebuch zu zeigen. Oder ihn zu unserem Ausflug einzuladen. Und jetzt, auf einmal, diese … Sache mit ihm. Ich weiß, dass ich oft genug behauptet habe, ich hätte kein Interesse, und das glaubte ich auch. Eigentlich nicht. Aber trotzdem. Ich hätte nicht erwartet, dass sie ihn zu ihrem Schuljahresabschluss-Flirt macht. Ich dachte, sie kennt mich besser. Jetzt habe ich nur das Gefühl, ich hätte es besser wissen sollen.

Ich trete wieder voll aufs Gas. Keine Ahnung, wie ich das geschehen lassen konnte. Eine wirkliche Chance bei ihm vorüberziehen zu lassen. Besonders jetzt, wo das Schuljahr fast zu Ende ist. Ich dachte, mir gefällt die Vorstellung, irgendwann könnte etwas zwischen uns passieren, aber die Möglichkeit wird bald nicht mehr existieren, wenn wir unseren Abschluss gemacht haben. Ich werde im Herbst aufs College gehen und er wird überall auf der ganzen Welt snowboarden, und die Möglichkeit, die es einmal gab, wird sich in nichts auflösen.

Die nächste Ampel ist bereits rot, und obwohl ich fast wahnsinnig genug wäre, um über die leere Kreuzung zu rasen, bremse ich und halte an. Und in dieser Pause, als ich endlich durchatme, wird mir klar, wie ich es geschehen lassen konnte. Ich weiß es ganz genau. Ich habe das getan, was ich immer tue – abstreiten und vermeiden und kneifen, weil ich Angst davor hatte, was als Nächstes passieren könnte, wenn ich das Risiko einginge. Ein Knoten der Reue zieht sich in meinem Magen zusammen, und dazu kommt der Frust über mich selbst und meine fortwährende Unfähigkeit, etwas einfach zu tun. Einfach mal ein Risiko einzugehen oder eine Chance zu ergreifen. Vielleicht wäre ich anders, wenn ich die Worte Carpe diem auf meinem Handgelenk tätowiert hätte. Oder WWKT – Was Würde Kat Tun? Das wäre doch mal gut.

Uach. Es wird mir zu viel, darüber auch noch nachzudenken – als wären Julianna und ihr Tagebuch nicht genug –, also versuche ich es bleiben zu lassen. Stattdessen drehe ich die Musik laut genug auf, um alles andere auszublenden, und versuche, den Rest des Weges mitzusingen, obwohl ich den Liedtext nicht kenne. Als ich in Kats Einfahrt biege, habe ich es fast geschafft, meine Wut auf die Tatsache zu lenken, dass sie ihm das Tagebuch gezeigt und ihn zu unserer Reise eingeladen hat, statt auf das, woran ich jetzt gerade nicht denken will, denn wütend statt verletzt zu sein, gibt mir ein Gefühl von Stärke.

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