Das Sonnenparadies. Roman by James Jones

Das Sonnenparadies. Roman by James Jones

Autor:James Jones [Jones, James]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105611838
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


31

In Erwartung des Regens überkam mich das Gefühl, eigentlich dürfe ich für einmal gar nichts tun. Lunch war die erste, eigens für mich von meiner Haushälterin bereitete Mahlzeit. Rührei kann man nicht leicht verderben, doch ihr war es gelungen. Ich goß dazu eine ganze Flasche Rotwein runter, setzte mich wieder mit dem Buch auf die Veranda und trank einen Schluck Whisky.

Chantal hatte sich nicht gemeldet, und darüber war ich ganz froh. Die Wolkenbank war näher gerückt, und der Hafen wartete gespannt auf das Gewitter. Es begann zu regnen. Der Wind hatte stark aufgefrischt, die Schiffe tanzten auf dem Wasser, ihre Masten beschrieben abenteuerliche Figuren. Was dicht zu machen war, war dicht, und alle Leute waren mit einem Schlag verschwunden. Ich schaute zu wie bei einem aufregenden Film.

Plötzlich schlug draußen am Gartentor die Schiffsglocke an, dann klingelte es an der Tür. Die alte Griechin sperrte auf, und herein kam eine schlanke junge Blondine in engen Jeans, einem T-Shirt ohne BH darunter und begrüßte meine Magd auf griechisch.

»Tag, Mr. Davies.«

Mir blieb fast das sündige alte Herz stehen.

Ich erhob mich, das Glas in der Hand, während sie langbeinig durchs Wohnzimmer stakste, ziemlich durchnäßt und offenbar vertraut mit dem Haus. Ich sah diesen schlanken Körper plötzlich nackt, so wie gestern auf dem Boot, als sie ihren Taucheranzug auszog, oder vorgestern abend, als sie mit den Hippies in der Bucht gebadet hatte. Und war heute nicht ein gemütlicher Regentag, so recht geschaffen dafür?

»Es regnet irre!« rief sie mir atemlos zu. »Und es weht auch blödsinnig, aber heute abend ist sicher alles vorüber.«

Wie munter sie immer war, und das am Rande des Abgrundes!

»Ja, ja«, sagte ich. »Kommen Sie heraus auf die Veranda. Heute sind Sie also nicht fischen gegangen?«

»Nein. Auf der windgeschützten Seite könnte es gehen, aber im Regen ist es gar nicht super. Der Regen deprimiert mich irgendwie. Außerdem habe ich immer an Sie denken müssen.«

»Ach nein, wirklich?«

»Und da habe ich mir schließlich gesagt: gehst du ihn einfach besuchen. Sie haben mich eingeladen, das wissen Sie doch noch?«

»Komisch, auch ich habe an Sie gedacht. Möchten Sie was trinken?«

»Nein.« Sie sah an sich herunter. »Ich bin wirklich ganz naß.« Das stimmte; ihr T-Shirt klebte förmlich an ihr. Sie trat ans Geländer und schaute zum Himmel auf. »O ja, das geht bald vorbei, morgen haben wir wieder duftes Wetter.« Dann, sehr viel leiser: »Und warum haben Sie an mich gedacht?«

»Soll ich aufrichtig sein?«

»Bitte. Ich habe es unheimlich gerne, wenn Sie aufrichtig sind.«

»Ich habe überlegt, welche Folgen dieser Mord für Sie persönlich haben könnte. Ihr Lebensunterhalt ist gefährdet, nicht wahr? Denn der Haschischhandel dürfte einstweilen vorbei sein. Und damit verringert sich Ihr Einkommen erheblich.«

»Stimmt. Gerade das mag ich so an Ihnen: Sie reden nicht lange um den Mist rum. Übrigens wollte ich Sie auch um Rat fragen.« Sie sah mich offen an. »Und nicht nur deswegen.« Sie schlug sich plötzlich auf die Schenkel. »Allerdings möchte ich nicht gerade hier mit Ihnen quatschen.«

»Aber wohin sollten wir gehen?«

»Zu mir. Ich habe eine Bude für den Winter. Im Sommer wohne ich meist oben auf der Baustelle.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.