Das Maya-Ritual by Patrick Dunne

Das Maya-Ritual by Patrick Dunne

Autor:Patrick Dunne
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2011-12-26T23:00:00+00:00


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»Rafael de Valdivia zog 1950 in den Krieg«, begann Bartolomé.

»Aber er war ursprünglich kein Mann des Militärs. Seine Feinde waren Krankheiten - vor allem Tuberkulose. Sie grassierte unter den Maya von Yukatan, besonders in Quintana Roo, wo das Volk sich bis in die Dreißigerjahre gegen Mexiko behauptet hatte und Krankenhäuser deshalb überaus rar waren. Dann brach nach dem Krieg die Sisalindustrie zusammen, und die Folgen waren Armut, Hunger und Krankheiten - es war die ärmste Region eines armen Landes, auch wenn man den Maya im Rahmen eines Systems gemeinschaftlichen Besitzes die Hälfte des Territoriums übertragen hatte. Mein Vater, der gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, bewaffnete sich mit der neuen Arznei Streptomycin und ging als Freiwilliger zur Behandlung der Kranken in die Dörfer. Nach einem Jahr kehrte er nach Mérida zurück, heiratete meine Mutter und begann, in einem der Krankenhäuser der Stadt zu arbeiten. Aber sein Ziel, die Seuchen unter den Kleinbauern auszurotten, konnte er einfach nicht aufgeben, deshalb ließ er Mutter hier und ging wieder in den Urwald, diesmal zusammen mit weiteren Freiwilligen. Er fügte seinem Arsenal auch neue Waffen hinzu - Impfmittel gegen Pocken, Masern, Polio, Mumps und so weiter.

Nach einigen Monaten ›verwilderte‹ er, wie wir zu sagen pflegten, lebte ein paar Monate lang in einem Dorf in einer Strohhütte und zog dann weiter, wobei er kontinuierlich die Lebensweise der Maya studierte. Er besuchte auch die Ruinenstädte im Dschungel und bildete sich eine Meinung über den Untergang der Zivilisation, die diese Städte errichtet hatte. Seiner Zeit voraus, stellte er die Theorie auf, die alten Maya seien in einer ökologischen Katastrophe zu Grunde gegangen - Übernutzung des Landes, das sie ernährte. Eine Lektion auch für unsere heutige Zeit, finden Sie nicht?«

Ich nickte zustimmend.

»Seine Besuche zu Hause waren spärlich in den nächsten fünf Jahren, in deren Verlauf ich zur Welt kam. Schließlich stellte ihn mein Großvater mütterlicherseits zur Rede und erinnerte ihn daran, dass er vorrangig seiner Familie verpflichtet sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits mit einer Bewegung für die volle Unabhängigkeit von Mexiko eingelassen. Das Militär terrorisierte die Kleinbauern, die diese Bewegung unterstützten, deshalb hat mein Vater die Cruzob wieder zum Leben erweckt und sie bewaffnet, damit sie die Bauern verteidigen konnten.«

»Sie sagen, ›wieder zum Leben erweckt‹ - wie lange waren sie denn von der Bildfläche verschwunden?«

»Die Cruzob waren eigentlich nie ganz verschwunden, seit sie hundert Jahre zuvor nach einem schweren Krieg zwischen den Maya und Gruppen von weißen Siedlern auf der Halbinsel entstanden waren. An einem bestimmten Punkt hielten die Maya genau diese Stadt hier belagert, aber dann spazierten sie buchstäblich davon, um ihren Mais zu pflanzen. Daraufhin wurden sie von der mexikanischen Armee gnadenlos gejagt und zerstreuten sich schließlich in die Wälder von Quintana Roo. Fünfzig Jahre lang hielt man sie für nahezu ausgelöscht und dachte, ihre Bevölkerungszahl läge bei einigen Hundert. Aber sie hatten im Urwald eine geheime Stadt mit zehntausend Einwohnern errichtet und das Christentum zu Gunsten ihrer alten Religion aufgegeben, zu der die Verehrung des Kreuzes gehörte - nicht des christlichen Kreuzes, sondern des Kapokbaumes der alten Maya.



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