Das Licht in uns: Halt finden in unsicheren Zeiten by Michelle Obama

Das Licht in uns: Halt finden in unsicheren Zeiten by Michelle Obama

Autor:Michelle Obama [Obama, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2022-11-14T23:00:00+00:00


Meine Mutter gibt uns allen Halt.

Mit freundlicher Genehmigung des Obama-Robinson Family Archive

7

Darf ich vorstellen, meine Mutter

Nach Baracks Wahl zum Präsidenten wurde gemeldet, dass Marian Robinson, meine damals einundsiebzigjährige Mutter, mit uns ins Weiße Haus einziehen würde. Die Idee war, dass sie helfen sollte, sich um Sasha und Malia zu kümmern, die damals sieben und zehn waren – zumindest bis sie sich zurechtgefunden hatten. Sie sollte dafür sorgen, dass alle sich ordentlich einrichteten, und dann wieder nach Chicago zurückkehren. Die Medien schienen von dieser Vorstellung sofort begeistert, baten um Interviews mit meiner Mutter und produzierten eine Fülle von Storys, in denen sie »First Granny« und »Grandmother-in-Chief« genannt wurde. Man könnte meinen, eine neue und potenziell aufregende Figur sei der Besetzung einer Seifenoper hinzugefügt worden. Auf einmal war meine Mutter in den Nachrichten. Sie war die Nachricht.

Wenn Sie meine Mutter jemals kennengelernt hätten, dann wüssten Sie allerdings ganz genau, dass berühmt zu sein das Letzte ist, was sie möchte. Sie erklärte sich bereit, ein paar Interviews zu geben, und nahm an, das sei lediglich Teil eines größeren Übergangsprozesses, obwohl sie immer wieder betonte, sie sei verblüfft darüber, dass sich irgendjemand für sie interessiere.

In ihren eigenen Augen ist meine Mutter nichts Besonderes. Sie sagt auch gerne, dass sie meinen Bruder und mich zwar innig liebe, wir beide aber ebenfalls nichts Besonderes wären. Wir sind einfach zwei Kinder, die genügend Liebe und eine ordentliche Portion Glück bekommen haben und infolgedessen zufällig prächtig gediehen sind. Sie versucht, die Menschen daran zu erinnern, dass Gegenden wie die South Side von Chicago voller »kleiner Michelles und Craigs« sind. Man findet sie in jeder Schule, in jedem Block. Nur werden allzu viele von ihnen übersehen und unterschätzt, und deshalb wird auch ein großer Teil des Potenzials nicht erkannt. Das dürfte wohl als das Fundament der Philosophie meiner Mutter gelten: »Alle Kinder sind großartige Kinder.«

Inzwischen ist meine Mutter fünfundachtzig. Sie erledigt mit einer stillen und heiteren Würde ihre Geschäfte. Ruhm und Prominenz bedeuten ihr nichts. Sie sieht einfach darüber hinweg und ist überzeugt, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Ich habe sie mit dem Papst und mit dem Briefträger sprechen gesehen. Beiden näherte sie sich auf die gleiche sanfte, unerschrockene Art. Wenn ihr jemand eine Frage stellt, antwortet sie in klaren und direkten Worten, distanziert sich dabei in gewisser Weise amüsiert und wählt die Antworten niemals so, dass sie zu einem bestimmten Publikum passen. Das ist ein weiterer Aspekt an meiner Mutter: Sie ist überzeugt, dass es sich nicht lohnt, die Wahrheit zu frisieren.

Das hieß nach unserem Umzug ins Weiße Haus, dass meine Mutter jedes Mal, wenn ein Reporter ihr eine Frage stellte, geradeheraus antwortete, statt ihre Gedanken zurückzuhalten oder sich an irgendwelche Gesprächspunkte zu halten, die nervöse Mitarbeiter*innen der Kommunikationsabteilung ausgearbeitet hatten. Nein, wir lernten von der ersten Sekunde an, dass Grandma, wenn sie zu den Medien sprach, ihre Wahrheit aussprechen würde und es rasch hinter sich brachte.

Und genauso kam es dann auch in den landesweiten Nachrichten. Man beschrieb, wie sie sich mit Händen und Füßen dagegen



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.