Das Leben geht weiter by Johnson Wilko

Das Leben geht weiter by Johnson Wilko

Autor:Johnson, Wilko
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2016-12-16T13:37:12+00:00


KAPITEL 15

Wir sagten alle Gigs ab, sodass ich bei ihr sein konnte. Oh, jene Tage. Irene wollte, dass wir ihre Krankheit geheim hielten. Nur enge Freunde wussten davon. Ihre Mutter wurde langsam altersdement, und sie wollte sie nicht beunruhigen. Ihre Freundin Sue nahm sie jeden Freitag mit nach Canvey Island. Irene kümmerte sich dort um den Haushalt ihrer Mutter. Ivy hat nie bemerkt, dass ihre Tochter schwächer wurde. Meist saß Irene nur da, während Sue die Hausarbeiten verrichtete. Sie ertrug ihre Krankheit mit gelassenem Gleichmut. Sie sorgte sich nur um das Wohl der anderen, um das ihrer Mutter und ihrer Söhne Matthew und Simon. Nicht einmal beklagte sie sich.

Ich sah, wie sie im Garten Blumen umgrub, die sie nie blühen sehen würde. Oder sie saß auf den Stufen und neigte sich sanft vor und zurück, während sie nur so für sich selber sang.

Ihr Geburtstag kam. Ich hatte an meinem Computer an Animationen gearbeitet. Psychedelische Szenen, wie ich sie früher hatte malen wollen, nur eben animiert. Eine mühsame Arbeit. Ich saß oft die ganze Nacht wach und arbeitete mich Bild für Bild durch lange Sequenzen, in denen am Ende kaum etwas passierte.

An diesem Morgen bastelte ich an einer meiner Lieblingsszenen. Sie zeigte den mittelalterlichen Poeten William Langland und seine Vision von Piers Plowman auf den Malvern Hills. Der Dichter saß bei einem Strom, umgeben von grüner Landschaft. Er schaute auf und erhob von Zeit zu Zeit seine Hand, einem Turm voller steinerner Gesichter entgegen. Die Gesichter änderten fortwährend ihren Ausdruck und ergossen sich in verschiedene Formen und Muster. Tief unten war ein Kerker, und auf mittlerer Distanz war das »Feld der Folklore« zu sehen. Dort zogen die einfachen Leute ihre langsamen Kreise. Der Himmel war gefüllt mit Reihen von Wolkenengeln. Sie machten langsam synchronisierte Gesten.

Ich hatte verschiedene von diesen animierten Szenen. Sie hatten sich schrittweise über Monate und Jahre entwickelt. (Die meisten gingen später in einem Festplattendesaster für immer verloren. Immer zwei Sicherheitskopien machen!)

Ich war jedenfalls ganz zufrieden mit dem Werk dieser Nacht. Irene kam herein, schaute es sich an und sagte: »Hat sich das in den letzten drei Jahren überhaupt verändert?« Völlig ohne Sarkasmus oder Häme. Sie zeigte einfach nur freundliches Interesse, war aber im Grunde genommen auf eine tiefe Wahrheit gestoßen. Es hatte sich tatsächlich kaum verändert, trotz all der Stunden und Nächte, die ich reingesteckt hatte.

All meine Liebe für ihre süße und unverdorbene Natur wallte in mir auf: »Wie kann ich jemals ohne dich leben?« Ich machte ihr eine Geburtstagskarte mit einem Bild der animierten Szene. Auf ihr stand: »Du hast dich nie verändert.«

Die Tage vergingen. Ich trank. Betäubt von Downern, high vom Amphetamin. Ich saß unten und dachte: »Sie ist da oben. Jetzt. Die Zeit nimmt sie mir weg mit jedem Moment. Wenn wir nur beide hierbleiben könnten.«

But here upon this bank and shoal of time

We’d jump the life to come.

Ich kann zu ihr hochgehen, klar, aber was sage ich ihr? Soll ich an ihrem Bett sitzen und über das Wort »dämmerungsaktiv« sinnieren? Während draußen vor dem



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