Das Glasperlenspiel by Hermann Hesse

Das Glasperlenspiel by Hermann Hesse

Autor:Hermann Hesse
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-06T13:40:18+00:00


Ein Gespräch

Wir sind in unserem Versuche an den Punkt gelangt, wo unser Augenmerk ganz von jener Entwicklung gefesselt wird, die des Meisters Leben in seinen letzten Jahren nahm und die zu seinem Abschied von Amt und Provinz, seinem Hinüberschreiten in einen andern Lebenskreis und seinem Ende geführt hat. Obwohl er bis zum Augenblick dieses Abschiedes sein Amt mit beispielhafter Treue verwaltet hat und bis zum letzten Tage die Liebe und das Vertrauen seiner Schüler und Mitarbeiter genoß, verzichten wir auf eine Fortführung unsrer Schilderung seiner Amtsführung nun, da wir ihn im Innersten dieses Amtes müde geworden und anderen Zielen zugewendet sehen. Er hatte den Kreis der Möglichkeiten, welche dies Amt der Entfaltung seiner Kräfte gab, durchschritten und war an die Stelle gelangt, an welcher große Naturen den Weg der Tradition und gehorsamen Einordnung verlassen und im Vertrauen auf oberste, nicht nennbare Mächte das Neue, noch nicht Vorgezeichnete und Vorgelebte versuchen und verantworten müssen.

Als er sich dessen bewußt geworden war, prüfte er seine Lage und die Möglichkeiten, diese Lage zu andern, sorgfältig und nüchtern. Er war in ungewöhnlich frühem Alter auf der Höhe dessen angelangt, was ein begabter und ehrgeiziger Kastalier sich als wünschens- und erstrebenswert vorzustellen vermag, und er war dahin gelangt nicht durch Ehrgeiz und Mühe, sondern ohne Streben und gewollte Anpassung, beinahe wider seinen Willen, denn ein unbeachtetes, selbständiges, keinen Amtspflichten unterworfenes Gelehrtenleben hätte seinen eigenen Wünschen mehr entsprochen.

Von den edlen Gütern und Befugnissen, welche ihm mit seiner Würde zugefallen waren, schätzte er nicht alle gleich hoch, und einige dieser Auszeichnungen und Machtbefugnisse schienen ihm schon nach kurzer Amtszeit beinahe entleidet zu sein. Namentlich hat er die politische und administratorische Mitarbeit in der obersten Behörde stets als eine Last empfunden, ohne sich ihr darum freilich mit geringerer Gewissenhaftigkeit zu widmen. Und auch die eigentlichste, charakteristische und singuläre Aufgabe seiner Stellung, das Heranziehen einer Auslese vollkommener Glasperlenspieler, soviel Freude sie ihm zuzeiten bereitete und sosehr diese Auslese auf ihren Meister stolz war, war ihm auf die Dauer vielleicht mehr Last als Vergnügen.

Was ihm Freude und Befriedigung schuf, war das Lehren und Erziehen, und dabei hatte er die Erfahrung gemacht, daß Freude wie Erfolg desto größer, je jünger seine Schüler waren, so daß er es als Entbehrung und Opfer empfand, daß sein Amt ihm nicht schon Kinder und Knaben, sondern nur Jünglinge und Erwachsene zuführte.

Es gab jedoch auch noch andere Erwägungen, Erfahrungen und Einsichten, welche im Lauf seiner Magistratsjahre dazu führten, ihn kritisch gegen seine eigene Tätigkeit und gegen manche Waldzeller Zustände zu stimmen oder doch sein Amt als eine große Behinderung in der Entfaltung seiner besten und fruchtbarsten Fähigkeiten zu empfinden.

Manches davon ist jedem von uns bekannt, manches vermuten wir nur. Auch die Frage, ob Magister Knecht mit seinem Streben nach Befreiung von der Last seines Amtes, mit seinem Wunsch nach unscheinbarerer, aber intensiverer Arbeit, mit seiner Kritik am Zustande Kastaliens eigentlich recht gehabt habe, ob er als ein Förderer und kühner Kämpfer oder als eine Art von Rebell oder gar Fahnenflüchtiger zu betrachten sei, auch diese Frage wollen



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.