Das Ende der Welt, wie wir sie kennen by Goolrick Robert

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen by Goolrick Robert

Autor:Goolrick, Robert [Goolrick, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biografie/Erfahrungen
Herausgeber: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-08-20T22:00:00+00:00


Butter Day

Butter Day bedeutete, dass man seine eigene Sahne mitbringen musste. Jedes Kind brachte am Butter Day einen halben Liter süßer Sahne mit, und wir hätten gar nicht glücklicher über das Ganze sein können.

Im Kindergarten und in der ersten Klasse gingen wir in eine kleine Eine-Frau-Privatschule, und es gab lauter kleine Feiertage und Festlichkeiten, um den monotonen Ablauf zu unterbrechen, in dem wir Lesen, Addieren und Subtrahieren lernten, aber Butter Day war so ziemlich das Größte. Er fand nicht an einem ganz bestimmten, immer wiederkehrenden Tag statt – er fand statt, wenn Mrs Lackman es so wollte –, und so war er eher wie der erste Schnee oder ein Hurrikan als, sagen wir, Washingtons Geburtstag, den wir ausgiebig feierten. Sie verkündete bloß irgendwann, wir sollten unseren Müttern mitteilen, dass wir am nächsten Tag einen halben Liter Sahne, süße Schlagsahne, mitbringen müssten, und wir wussten, was die Stunde geschlagen hatte.

Im Kindergarten wussten wir natürlich noch nicht, was auf uns zukam, aber als wir dann in der ersten Klasse waren, wussten wir, sobald wir das Wort Sahne hörten, Bescheid. Wir wussten es einfach, weil wir es schon mal erlebt hatten, anders als die Babys im anderen Raum.

Die Kindergarten-Kinder saßen auf kleinen Stühlchen in dem einen Raum, und die Erstklässler saßen an langen Tischen im anderen Raum, und Mrs Lackman sollte eigentlich hin- und hergehen und beide Gruppen betreuen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie die Erstklässler nicht mehr so mochte, so dass diese weitgehend sich selbst überlassen waren.

Einer meiner Klassenkameraden im Kindergarten war ein kleiner rothaariger Junge, der Sohn eines Bauern, unseres Nachbarn, obwohl man da womöglich eine falsche Vorstellung bekommt, denn zwischen den beiden Haustüren lagen zehn Hektar Land, aber die Leute waren nun mal unsere nächsten Nachbarn. Jeden Morgen stand der Junge vor ihrer Einfahrt, mein Vater ließ ihn einsteigen und brachte uns zur Schule.

Er war ein lustiges Kerlchen, regelrecht charmant. Aber er bekam sofort Probleme. Ernsthafte Probleme.

Wenn man bei Mrs Lackman aufs Klo musste, sollte man, wenn man pinkeln musste, mit einem Finger aufzeigen und mit zwei Fingern, wenn man das »Unaussprechliche Andere« tun musste. Es war vielleicht der zweite Schultag, als er um elf Uhr auf die Toilette musste, und er zeigte mit einem Finger auf, aber Mrs Lackman ignorierte ihn und machte weiter mit dem Alphabet. Er wedelte heftig mit dem Finger, aber durch nichts auf der Welt konnte er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sie preschte wie ein Güterzug durch das Alphabet, und er war ganz einfach dabei nicht vorgesehen.

Er pinkelte sich in die Hose. Er pinkelte sich in die Hose, und es tropfte auf den Fußboden, machte Geräusche, Geräusche wie ein winziger Wasserfall oder ein überlaufender Gulli, nachdem der Regen vorüber ist, und Mrs Lackman machte eine Pause, sah ihn an und sagte zu der ganzen Klasse: »Also, Klasse, jetzt schaut euch mal dieses kleine Baby an, das wir da haben! Ein solches Baby, dass er sich nicht mal ein bisschen zusammenreißen kann. Dabei hassen wir solche Babys doch nun wirklich! Sind wir nicht



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.