Das dunkle Spiel 03 - Die Entscheidung by Lisa J. Smith

Das dunkle Spiel 03 - Die Entscheidung by Lisa J. Smith

Autor:Lisa J. Smith [Smith, Lisa J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 9783570380239
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2013-04-21T22:00:00+00:00


Als die Münze irgendwo im Inneren der Holzkiste aufprallte, hörte Jenny ein schwaches Summen, dann ein Ticken. Das Glas hellte sich auf, und Jenny sah, dass jetzt zwei nackte Glühbirnen brannten.

Sie beleuchteten einen Zauberer, vielleicht sechzig Zentimeter hoch, mit einer überraschend schwermütigen, gequälten Miene. Während Jenny ihn beobachtete, begann er sich ruckartig zu bewegen, wie ein Uhrwerk.

Seine Augen klappten auf und zu, seine Augenbrauen hoben und senkten sich. Unter einem erstaunlich feinen und lebensechten Bart bewegte sich seine etwas zerklüftete Unterlippe, als murmele er vor sich hin. Das Gesicht war aus rötlichem Plastik, mit karminroten Lippen und dunklen Ringen unter den Augen. Jenny konnte einige Schichten verkrusteter Farbe auf seinen Wangen sehen.

Armes Ding, dachte sie. So absurd es auch sein mochte – ihr tat diese heruntergekommene Figur leid. Die Wimpern waren verfilzt, die schwarze Samtrobe staubig und mit roten Fusseln überzogen.

Ein seltsames Gefühl überkam Jenny. Ihre Brust war plötzlich wie zugeschnürt. Es war lächerlich, für einen Automaten Mitleid zu empfinden. Aber die Figur sah so jämmerlich aus – so gefangen dort in der Kiste, vor einer schäbigen roten Samtkulisse …

Und da war etwas an der Figur … an ihrem Gesicht …

In seiner geballten Faust hielt der Zauberer einen angeschlagenen Zauberstab, von dem die Farbe abblätterte. Er hob den Stab und schlug damit auf den Tisch vor sich – Jenny konnte eine Einkerbung an der Stelle sehen, auf die er schon viele Male zuvor geschlagen hatte.

Seine Augen klappten unaufhörlich auf und zu, rollten herum, bewegten sich hin und her. Er sah den Zauberstab nicht an.

Auch seine Unterlippe bewegte sich unaufhörlich und entblößte weiß bemalte Zähne, aber es kam kein Geräusch aus seinem Mund. Er schien mit sich selbst zu reden.

Jenny war wie gebannt von den ruckartigen, beinah aggressiven Bewegungen des Zauberers – ohne genau zu wissen, warum. Und genau das machte ihr Angst. Das liegt nur daran, beruhigte sie sich, dass er wie einer dieser Obdachlosen aussieht. Deshalb kommt er dir bekannt vor.

Aber nein. Es war mehr als das. Da war etwas an diesem Plastikgesicht … Das Gesicht war in einem Ausdruck unsäglicher Traurigkeit erstarrt.

Die Glasaugen rollten – und dann starrten sie Jenny direkt an. Dunkel wie Murmeln, seltsam müde, seltsam freundlich.

Plötzlich wusste sie es.

Sie wusste es mit schockierender Gewissheit. Aber es war ein so unmögliches, unerträgliches Wissen, dass sie es so schnell wie möglich von sich schob, in ihr Unterbewusstsein verbannte. Es war Wahnsinn, auch nur darüber nachzudenken.

Sie hörte ein Klicken am unteren Rand der Kiste und sah, dass eine Karte in einem Schlitz erschienen war. Reflexartig griff sie danach – bevor sie abrupt innehielt. Wieder hatte sie das Gefühl, als wolle ihr Verstand sie warnen.

Ihre Finger umschlossen die Karte. Dann drehte sie die Karte um – und starrte auf die Schrift.

Sie spürte, wie sie das Bewusstsein zu verlieren drohte.

Die engen Linien waren verblasst, aber durchaus lesbar. Keine Wahrsagung oder Persönlichkeitsanalyse.

Die ganze Karte war bedeckt mit zwei Worten, die sich immer wiederholten.

HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF MIR HILF



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