Dark Secret by Douglas & Child Preston

Dark Secret by Douglas & Child Preston

Autor:Douglas & Child Preston [Preston, Douglas & Child, Lincoln]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-26T05:00:00+00:00


Leichter Schneefall hatte eingesetzt, die Flocken waren auf die mit weißen Schindeln verkleideten Häuser an der Ecke Church Street und Sycamore Terrace in dem ruhigen Vorort River Pointe in Cleveland gefallen. In den breiten, verschneiten Straßen war es völlig still, die Straßenlaternen warfen ihr gelbliches Licht über die nächtliche Landschaft. Der ferne Pfiff eines Eisenbahnzuges verlieh dem ruhigen Wohnviertel eine melancholische Atmosphäre.

Hinter den geschlossenen Fensterläden in einem zweigeschossigen Giebelhaus bewegte sich ein Schatten. Es handelte sich um eine Gestalt im Rollstuhl, deren Umrisse im hellblauen Licht, das aus den Tiefen des Zimmers drang, kaum zu erkennen waren. Hin und her fuhr die Gestalt, wie bei einer Pantomime, und beschäftigte sich mit irgendeiner unbekannten Aufgabe. In dem Zimmer standen Metallregale vom Boden bis zur Decke, voll gepackt mit elektronischem Gerät: Monitore, CPUs, Drucker, Festplatten von mehreren Terabytes Speicherkapazität, Geräte zur Fernaufnahme von Computerbildern und zur Überwachung von Mobilfunkgesprächen, Router, NAS-Speichersysteme und LAN-Analyzer zur Überwachung des Datenverkehrs im Internet. Die Luft roch nach heißer Elektronik und Menthol.

Die Gestalt rollte hierhin und dorthin, während ihre weißen Finger auf Tastaturen tippte, auf Knöpfe drückte, an Ziffernschaltern drehte und auf Tastenfelder hieb. Langsam, eines nach dem anderen, wurden die Geräte heruntergefahren, ausgemacht, vom Netz genommen. Dann gingen, eines nach dem anderen, die Lämpchen aus. LAN- und Breitband-Verbindungen wurden unterbrochen, Bildschirme wurden schwarz, Festplatten kamen zum Stillstand, LED-Anzeigen erloschen. Der Mann, der in der Untergrund-Hacker-Community unter dem Namen Mime bekannt war, kappte seine Verbindungen zur Welt. Das letzte Licht erlosch – ein großer Flüssigkristallbildschirm –, dann war der Raum in tiefes Dunkel gehüllt.

Als er fertig war, lehnte sich Mime in der ungewohnten Dunkelheit zurück und atmete schwer aus. Jetzt war er völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Er wusste zwar, dass er, auf diese Weise von allem getrennt, nicht gefunden werden konnte, aber die Information, die ihm ein Mann übermittelt hatte, der unter dem Namen Pendergast bekannt war, einer von nur zwei Menschen, denen er wirklich vertraute, beunruhigte ihn zutiefst.

Mime war seit Jahren nicht mehr von den reißenden Datenströmen, die sein Haus ähnlich wie ein unsichtbarer Ozean umspülten, abgeschnitten gewesen. Darum beschlich ihn jetzt ein Gefühl der Kälte und der Einsamkeit. Er saß da und dachte angestrengt nach. Gleich würde er sich einer ganz anderen Reihe von Bedienungselementen zuwenden, und ganz andere Lichter würden das Zimmer erhellen: die Lichter einer Unmenge von Videokamera-Monitoren und Sicherheits-Leuchtanzeigen jenes Überwachungssystems, das im und ums Haus herum installiert war. Es handelte sich um eine Schutzmaßnahme, die er vor Jahren ergriffen hatte, aber noch nie hatte einsetzen müssen. Bis jetzt.

Mime saß weiter in seinem Rollstuhl, im Dunkeln, atmete und hatte zum ersten Mal in seinem Leben Angst.

Proctor schloss die Tür der großen, mit Brettern vernagelten Villa am Riverside Drive 891 ab, sah sich um und setzte sich hinters Steuer des bereitstehenden Hummer. Das Haus war verrammelt und verriegelt, jede mögliche Bresche, jede Zutrittsmöglichkeit war sorgsam verschlossen worden. Constance war noch im Haus, sie versteckte sich an jenen geheimen Orten, die sie auch früher schon abgeschirmt hatten, an Orten, die nicht einmal er – nicht einmal Pendergast – kannte.



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