Cutter und Bone by Newton Thornburg

Cutter und Bone by Newton Thornburg

Autor:Newton Thornburg [Thornburg, Newton]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Polar
veröffentlicht: 2015-08-21T16:00:00+00:00


8

Irgendwie gelang es Bone, sie zum Hotel zurückzufahren, wahrscheinlich weil er auf der gesamten Strecke die vierzig nicht überschritt, obwohl er es nicht hätte beschwören können. Er konnte sich kaum an die Fahrt erinnern, bis auf ein vages Gefühl von Heldenhaftigkeit, als wäre er ein halbtoter Bernhardiner, der seine armen, verirrten Schützlinge in Sicherheit brachte. Auf dem Hotelparkplatz zeigte Cutter seine Dankbarkeit, indem er ihm einen Fausthieb verpassen wollte, ihn jedoch verfehlte und stattdessen einen parkenden Cadillac traf. Er schrie vor Schmerz, zerbeulte das Wagendach mit seinem Stock und pinkelte zum Abschluss gegen zwei der Weißwandreifen. Nach einer Weile erreichten die drei jedoch das richtige Hotelstockwerk und sogar ihr Zimmer. Bone legte sich augenblicklich hin, um seinen Rausch auszuschlafen, und rührte sich nur zweimal bis elf Uhr am nächsten Morgen. Das erste Mal, als er sich wegen eines hämmernden Geräuschs, das von heftigem Stöhnen begleitet wurde, umgedreht und den Eindruck gewonnen hatte, dass Cutter draußen auf dem Balkon Freiübungen absolvierte. Beim zweiten Mal, so glaubte er sich zu erinnern, hatte er den nackten und noch duschnassen Cutter gesehen, wie er dem Zimmerservice die Tür öffnete, einem altersgebeugten Mann, der einen Frühstückswagen hereinfuhr, als würde er nicht erwarten, je wieder lebend hier herauszukommen. Doch Bone war das völlig egal. Was er brauchte, war Schlaf, und er versank darin, bis ein Zimmermädchen um elf hereinpolterte und, weil sie ihn zwischen den Betten nicht bemerkte, im Badezimmer aufzuräumen begann, ein trauriges spanisches Lied auf den Lippen. Bone überlegte, unter eins der Betten zu rollen und sie in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen, doch es war zu eng, weshalb er das Nächstliegende tat – nämlich in eins der Betten zu schlüpfen und laut zu gähnen. Das Zimmermädchen kam in geduckter Haltung und mit schreckgeweiteten Augen aus dem Badezimmer.

»Ich nicht sehen!«, schrie sie.

Bone zuckte die Achseln. »De nada. Kommen Sie später wieder, si?«

»Ich nicht sehen!«

»Schon gut. Ich verstehe. Kommen Sie später wieder, okay?«

»Hokay!« Sie verließ rückwärts den Raum, denn sie erkannte einen brujo, wenn sie einen sah.

Als er wieder allein war, fragte sich Bone, wann Cutter und Valerie gegangen waren. Als er sich an die Freiübungen und den Zimmerservice, den Kaffee und das Duschen erinnerte, schloss er daraus, dass Cutter versucht hatte, seinen Kater zu vertreiben, anstatt zu schlafen, und versessen darauf war, dort weiterzumachen, wo Bone gestern aufgehört hatte. Bone musste sich nach einer Bestätigung dafür nicht groß umsehen. Auf dem Kommodenspiegel gegenüber stand eine mit Lippenstift hingeschmierte Nachricht:

YANKEE GO HOME!

Ein Pfeil darunter zeigte auf die Kommode, wo Cutter seine Nachricht auf einem Blatt Hotelpapier fortgesetzt hatte:

Lieber Schisser,

in der Nacht hat mich die Erkenntnis wie ein Blitz getroffen – ich brauche dich so sehr, wie ich ein weiteres Glasauge brauche. Wer sagt denn, dass nicht ich in jener Nacht in der Alvarez Street war? Wer sagt denn, nicht ich habe gesehen, wie J.J. den Leichnam beseitigt hat? J.J. wohl kaum – das garantiere ich dir.

Es läuft wohl auf Folgendes hinaus, mein Liebster: Ich und V. machen ohne dich weiter. Kurzum, du bist gefeuert – frei, zu den Gestaden von S.



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